Junkyard Joe (Comic)

Junkyard Joe
(Junkyard Joe, 2023)
Text: Geoff Jones
Zeichnungen: Gary Frank
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2024, Hardcover, 200 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Geoff Jones und Gary Frank sind keine Unbekannten in der amerikanischen Comic-Szene, so dass sie auch immer wieder die Gelegenheit haben, auch Geschichten zu erzählen, die ihnen am Herzen liegen. Und das sind diesmal offensichtlich die US-Kriegsveteranen. Auch wenn diesmal in „Junkyard Joe“ ein phantastisches Element dazu kommt.


Muddy Davis diente von 1970 bis 1972 im Vietnam-Krieg und kehrte als Einziger aus seiner Einheit in die Staaten zurück, wenn auch nur dank einer Begegnung, über die er nicht sprechen darf, denn ein Roboter rettete sein Leben: eine Waffe, die geheimbleiben sollte.

Seine Traumata arbeitete er in den kommenden Jahrzehnten durch einen erfolgreichen Zeitungsstrip auf, den er eigentlich an den Nagel hängen wollte, nachdem seine Frau gestorben ist, doch eine neue Familie in der Nachbarschaft reißt ihn ebenso aus seiner Lethargie wie der Roboter von damals, der auf einmal wieder vor seiner Tür steht.


Die Geschichte mag zwar eine Hommage an die Kriegsveteranen sein, konzentriert sich aber bewusst auf die menschliche Seite der Soldaten und verherrlicht ihr Tun nicht, ebensowenig wie das des Roboters, der ethische Grenzen kennt und nicht die Geheimwaffe ist, die sich die Verantwortlichen gewünscht hatten.

Tatsächlich kommt der Roboter weitaus menschlicher daher als seine Schöpfer; wie schon der Vietnam-Krieg zeigt, unterscheidet er da genau wer Feind ist und wer nicht und schaltet sich deshalb auch bewusst ab. Warum es ihn Jahrzehnte später genau zu dem Soldaten zieht, den er damals gerettet hat, wird nicht geklärt, aber es bringt natürlich den alten Mann und auch die Familie, mit der er sich ein wenig angefreundet hat, in Gefahr.

Die Handlung verläuft erstaunlich ruhig, auch wenn natürlich ab der Mitte schwere Geschütze aufgefahren werden, um des Roboters wieder habhaft zu werden. Aber der bleibt tatsächlich seiner ethischen Programmierung treu, während die Gegenseite alle ausschalten wollen, egal wer und was sie sind.

Gerade das macht die Geschichte so faszinierend, dürfte doch Vielen die Art der Vertuschung bekannt sein, mit der gewisse Dinge aus dem Vietnam-Krieg und anderen Kriegen unter den Tisch gekehrt werden sollen. Und man hat große Sympathie für die ganz normalen Helden, fühlt regelrecht mit der Familie und dem alten Veteranen, die am Ende sehr viel aus der Situation gewinnen. Als Europäer mag einen vielleicht das eine oder andere, was die Veteranen betrifft, irritieren, aber es passt durchaus zum amerikanischen Geist.

„Junkyard Joe“ ist die berührende Geschichte eines Veteranen und eines Roboters, die nach Jahrzehnten wieder aufeinandertreffen. Das Ganze wird mit einem spannenden Abenteuer garniert, in das auch eine ganz normale Familie aus der Nachbarschaft involviert wird. Und wieder einmal zeigt sich, dass ein Roboter manchmal menschlicher sein kann als seine Schöpfer, selbst wenn er als Waffe angelegt wurde.