T. J. Klune: Jenseits des Ozeans (Buch)

T. J. Klune
Jenseits des Ozeans
(Somewhere Beyond the Sea, 2024)
Übersetzung: Michael Pfingstl
Heyne, 2024, Paperback, 496 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen zurück auf der pittoresken Insel Marsyas. Einst, es ist Jahre her, beherbergte die Insel ein Waisenhaus für magisch begabte Kinder. Das BBMM, die Behörde für die Betreuung Magischer Minderjähriger, hatte damals Linus Barker zur Kontrolle des Hauses entsandt. Aus diesem Auftrag ergaben sich eine Liebe und jede Menge aufregender Abenteuer.

Inzwischen schlummert das Haus verlassen in seinem Dornröschenschlaf, werden hier keine Kinder mehr aufgenommen und geschützt.

Dies soll sich ändern, hat Arthur Parnassus, einst selbst Waisenkind auf der Insel, entschieden. So reist er auf eben jene, renoviert das Haus, findet in Linus, Helen Webb und Zoe Hilfe und empfängt erste Kinder. Dass unter diesen ein Neuankömmling ist, der sich selbst als Monster sieht, bedeutet für Arthur, dass er vor seiner größten Bewährungsprobe steht…


Vorliegender Roman setzt die ergreifende Geschichte, die der Verfasser in „Mr. Parnassus‘ Heim für magische Begabte“ begonnen hat, mit ein paar Jahren Abstand fort.

Dies vorausgeschickt, hält der Text nicht nur ein willkommenes Wiedersehen mit den bekannten Figuren für uns bereit, es gilt auch neue Menschen kennen und lieben zu lernen. Mehr noch, selbst Arthur zeigt uns dieses Mal mehr von dem Phönix in ihm, wird noch einmal vielschichtiger und deutlicher gezeichnet.

Wie wir dies von dem Autor kennen und schätzen, liegt der Schwerpunkt des Buchs wieder auf den wunderbar einfühlsam gezeichneten Figuren. Die Charaktere, gerade die der Kinder, werden lebensecht und oftmals ergreifend intim gezeichnet. Wir lernen ihre Ängste, ihre Hoffnungen kennen, sehen, wie sie zaghaft zunächst Vertrauen aufbauen, dann zu sich selbst finden und reifen.

Wie üblich hat Klune, unauffällig und stimmig, wichtige Themen inkludiert. Die queere Beziehung zwischen Arthur und Linus, die Verantwortung, die diese für ihre Schützlinge übernehmen, das sich Einbringen, wird deutlich aber wunderbar unauffällig-stimmig in den Plot eingearbeitet. Es sind Widerstände und Anfeindungen zu überwinden und zu überstehen, es gilt, um Freiheit und Selbstbestimmung zu kämpfen, sich nicht einfach zu fügen, sondern mutig, ja aufopfernd voranzugehen.

So ist auch dies ein Buch der leisen Töne, ein Roman, der ohne große Action-Szenen daherkommt, der pittoreske Bilder malt, ergreifende Schicksale anbietet und mit hintergründigem Humor und viel Tiefgang verzückt.