Ben Aaronovitch: Eine Nachtigall in New York (Hörbuch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 29. November 2024 08:49
Ben Aaronovitch
Eine Nachtigall in New York
Eine Thomas-Nightingale-Story
(Masquerade of Spring, 2024)
Übersetzung: Christine Blum
Sprecher: Dietmar Wunder
GOYALiT, 2024, mp3-CD, ca. 300 Minuten, ca. 12,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Mit der Reihe um die „Die Flüsse von London“ hat Ben Aaronovitch ein eigenes kleines Urban-Fantasy-Universum erschaffen, das immer noch wächst. Denn es gibt einige Geschichten zu erzählen, und zwar nicht nur über Peter Grand, sondern auch seinen Mentor Thomas Nightingale. „Eine Nachtigall in New York“ kehrt deshalb auch in den 1920er Jahre zurück.
Augustus Berrycloth-Young war wie Thomas Nightingale einst ein Absolvent der Zauberschule Casterbrook und weiß nicht, was er davon halten soll, das letzterer eines Tages vor seiner Tür steht. Denn er hat eigentlich dem Folly und der steifen britischen Lebensart abgeschworen, um in New York ein angenehmes Leben im Müßiggang zu führen.
Daher scheint er für den Schulkameraden die beste Wahl zu sein, ein magisches Saxophon zu finden, das irgendwer nach Amerika gebracht hat. Die Suche in den Jazz-Clubs der Stadt wird bald zu einem regelrechten Abenteuer, denn wieder einmal ist nichts so wie es scheint, und die Motte unter den schillernden Schmetterlingen gut verborgen.
Der erfahrene Schauspieler und Sprecher Dietmar Wunder liest die Erzählung, die weniger ein großer Roman als eine Novelle ist mit warmer und sonorer Stimme, fängt damit das Denken und Fühlen des Ich-Erzählers gut ein. Das sorgt aber auch dafür, dass man weiterhin Thomas Nightingale nur aus dem Blickwinkel einer anderen Figur erlebt und so nicht wirklich Einblick in sein Inneres erhält, sondern mehr seine Außenwirkung.
Die Handlung selbst nimmt nur langsam Fahrt auf, erfährt man doch so Einiges über die Zeit und die Szene, zu der auch Augustus selbst gehört. Das Setting spiegelt auf der einen Seite die eigenwillige Kultur wider, die selbst queeren Menschen in den Clubs ein wenig Raum gibt, aber auch die vielen Probleme, die der Rest der Menschen, vor allem die Polizei, den Homosexuellen oder Trans-Menschen und Drag-Queens entgegenbrachte.
Die Suche nach dem Saxophon und die Enthüllung anderer Geheimnisse rund um den magischen Gegenstand gerät da gerade im Mittelteil manchmal zur Nebensache, aber das Ende macht die leichten Längen wieder mehr als wett.
Alles in allem ist das Ganze mit viel Liebe und Leidenschaft erzählt, hat einen bewusst humorvollen Unterton und treibt gewisse Klischees gerne auf die Spitze, was aber auch die Atmosphäre verstärkt. Und Dietmar Wunder weiß die unterschiedlichen Figuren realistisch darzustellen und ihnen Charakter zu geben.
Die Geschichte selbst ist zwar halbwegs verständlich, wenn man nicht viel über das Universum weiß, so bekommt man aber auch nicht die vielen Hinweise und Anspielungen mit, die Fans immer wieder entdecken dürfen.
„Eine Nachtigall in New York“ ist ein unterhaltsames Spin-off der eigentlichen Reihe um „Die Flüsse von London“. Die Geschichte um Thomas Nightingale lebt dabei vor allem von dem Ambiente und Flair der Jazz-Clubs in New York und nicht zuletzt der lebhaften queeren Szene zu dieser Zeit. Aber auch die magische Handlung fügt sich nett und glaubwürdig in das Universum ein.