Kyra Grande: Der Schatten hinter dem Kristall (Buch)

Kyra Grande
Der Schatten hinter dem Kristall
2024, Paperback, 518 Seiten, 14,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Ihre ersten Fantasy-Romane hat Kyra Grande unter dem Namen Emilia Cedwig veröffentlicht, so wie die „Talean“-Saga. Für Historische Romane benutzte sie den Namen Karolyne Stopper, so dass natürlich offenbleibt, ob ihr bürgerlicher Name nicht doch ein anderer ist. „Der Schatten hinter dem Kristall“ ist jedenfalls der Auftakt zu einer Dilogie, die diesmal auf den ersten Blick in Richtung Romantasy zu gehen scheint.


Die im magischen Reich des Kristallpalastes lebende Raych wartet darauf, ihre Bestimmung zu finden und zu erfüllen, aber das geschieht auf andere Weise als sie erwartet hat, denn sie findet sich überraschend in einer für sie fremden Welt wieder.

Dort macht sie die Bekanntschaft von Yuleanna, die sich mehr schlecht als recht als Näherin durchschlägt, da ihr Vater aufgrund seiner Spielsucht nicht nur ihren Verdienst verspielt, sondern sie beide auch in große Schwierigkeiten bringt.

Und das ist der Beginn eines großen Abenteuers, in dem nicht nur Geheimnisse der Kristalle und Schattenwächter enthüllt werden, sondern auch ein Prinz einen Ball veranstaltet, um eine Braut zu finden…


Die märchenhaften Zutaten, mit denen die moderne Romantasy gespickt sind, sind durchaus zu finden, die Geschichte aber konzentriert sich auf etwas ganz anderes, so dass die wenigen Momente, in denen auch Liebe mit ins Spiel kommen, verschwindend gering sind. Tatsächlich dreht sich alles mehr um die jungen Frauen, die merken, dass ihre Leben nicht mehr so weitergehen können. Vor allem Raych wird aus einer behüteten Umgebung gerissen und mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert, die ihr Weltbild erschüttern. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm, ergeht es Yuleanna, die Einiges an Verantwortung aufgebürdet bekommt und letztendlich auch mit in die ganzen Geheimnisse gezogen wird.

Nach und nach gleitet das Geschehen immer mehr in ein Fantasy-Abenteuer mit vielen Intrigen und Geheimnissen ab, denn ganz offensichtlich geschieht mehr hinter den Kulissen, als vor allem Raych bisher geahnt hat. Und letztendlich weiß sie bald gar nicht mehr, wem sie noch glauben soll - von Yuleanna einmal abgesehen. Denn immerhin kommen nun auch Wesen ins Spiel, die nicht ganz von dieser Welt sind und ebenfalls immer wieder neue Weichen stellen.

Das wird kurzweilig und unterhaltsam aus der Sicht der beiden jungen Frauen - von wenigen Einschüben einmal abgesehen - erzählt. Die Freundschaft, aber auch die Weiterentwicklung von Raych und Yuleanna steht im Mittelpunkt, romantische Gefühle kommen so gut wie gar nicht auf. Aber die Ereignisse spitzen sich so gelungen zu, dass die Spannung immer mehr anzieht und man als Leser schon fast bedauert, dass man nach dem Cliffhanger noch gar nicht weiterlesen kann.

Kyra Grande versteht ihr Handwerk, unterhaltsame und ideenreiche Fantasy-Abenteuer zu schreiben, denn auch „Der Schatten hinter dem Kristall“ spielt mit gängigen Erwartungen der Leser und Klischees, nur um sie dann so ansprechend zu variieren, dass man regelrecht mitfiebert und hofft, dass der zweite Band nicht lange auf sich warten lässt.