T. Kingfisher: Was die Nacht verschweigt (Buch)

T. Kingfisher
Was die Nacht verschweigt
(What Feasts at Night, 2024)
Übersetzung: Elena Helfrecht
Cross Cult, 2024, Hardcover, 186 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Auch wenn „Was die Toten bewegt“ eine bewusste Hommage an Edgar Allan Poes Werk war, so scheint T. Kingfisher alias Ursula Vernon doch Spaß an ihrer Heldin und dem phantastisch angehauchten Europa zu haben und löst sich nun von ihrem Vorbild, um in „Was die Nacht verschweigt“ eine ganz neue Geschichte zu erzählen.


Alex Easton lädt ihre Freundin Miss Potter dazu ein, die Flora und Fauna Gallaziens kennenzulernen und lädt diese deshalb in ein geerbtes Jagdhaus tief in den Wäldern der Provinz ein, reist extra früher an, um dort alles für die Engländerin in Schuss zu bringen.

Doch sie erlebt eine Überraschung, ist doch der Verwalter unter mysteriösen Umständen verstorben und auch sonst gehen in dem Haus seltsame Dinge vor sich. Vor allem sprechen die Einheimischen im Dorf hinter vorgehaltener Hand von einem schaurigen Wesen aus ihrem Volksglauben.

Natürlich schenkt Alex als abgebrühte Soldatin und erfahrene Frau mit einem guten Maß an Bildung dem Aberglauben erst einmal keine Beachtung, wird aber schon bald eines Besseren belehrt und gerät selbst in tödliche Gefahr.

Doch zuerst einmal muss sie sich mit der Gegend herumschlagen, die sie nicht mag, den Leuten, die sie nicht wirklich leiden können und ihr mit Misstrauen begegnen, und den Geheimnissen, die man ihr vorenthält.


Das Grauen selbst schleicht sich wieder einmal leise ein. Es werden zudem Verbindungen zum ersten Band geknüpft, den Ereignissen, die deutliche Spuren in Alex hinterlassen haben und nun immer noch nachwirken. Ansonsten kann man sich köstlich über das Aufeinandertreffen von ländlicher gallazischer Lebensweise und Kultur und der aufgeklärten Heldin amüsieren, die nicht wirklich gegen eine resolute Witwe ankommt. Und sich nicht zuletzt über das Spiel mit anderen literarischen Vorbildern amüsieren.

Auch hier bekommt das scheinbare Monster eine Stimme, wenngleich diese auch nicht so laut ist wie die der Pilze. Und immerhin wird am Ende noch eine Lösung für das Dilemma gefunden, so dass es durchaus weitere Geschichten um Alex Easton und ihre Freunde geben kann und wird.

„Was die Nacht verschweigt“ ist ein weiterer unterhaltsamer Roman um die abgebrühte Soldatin, die sich schon einmal dem Übernatürlichen gestellt hat und jetzt erneut erfahren muss, dass so mancher Volksglauben, so abwegig er auch scheint, einen wahren und vielleicht für sie tödlichen Kern hat, wenn sie dem keine Beachtung schenkt.