Su Turhan: Verwerfungen - Der achte Fall für Zeki Demirbilek (Buch)

Su Turhan
Verwerfungen
Der achte Fall für Zeki Demirbilek
Maximum, 2024, Paperback; 352 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Bereits sieben Mal hat der bayrisch-türkische Autor und Regisseur Su Turhan seinen Kommissar Pascha alias Zeki Demirbilek ermitteln lassen. Der achte Roman bedeutet eine Zäsur: nicht nur der Verlag wurde gewechselt, auch einige Dinge sind anders als früher, wurde die „Soko Migra“ doch nach den letzten Ereignissen aufgelöst. Und in „Verwerfungen“ weilt Zeki in der Türkei, um Abstand von allem zu gewinnen.


Während seine Kollegen nicht nur mit dem neuen Chef und seinen Eigenheiten hadern, Kommissarin Vierkant sogar um Anerkennung in einer anderen Gruppe kämpft, muss sich Zeki Demirbilek immer noch von der tödlichen Attacke erholen und überlegt an neuen Herausforderungen in Istanbul. Dann aber reißt ihn sein alter Freund Robert aus seiner Lethargie, denn dem Antiquitätenhändler ist eine wertvolle Medusenfigur gestohlen worden. Und die Spur führt ausgerechnet an den Ort, wo sie vor vielen Jahrhunderten von Kreuzfahrern mitgenommen wurden. Schon bald werden nicht nur der Kommissar, sondern auch seine ehemaligen Kollegen in einen Fall verwickelt, der erschreckend große internationale Kreise zieht.

 

Auch wenn einiges an Vorgeschichte vorliegt, so macht der Autor es Neueinsteigern doch leicht, in die Geschichte hineinzukommen, erfährt man doch im Verlauf der Geschichte genau die Dinge, die man wissen muss, um das Beziehungsgefüge zwischen den Figuren zu verstehen. Immerhin gibt es eine Menge aufzuarbeiten, gerade in Zekis Fall, der sich immer noch von der beinahe tödlichen Verletzung erholt und gleichzeitig versucht, wieder eine Beziehung zu seiner Ex-Frau Selma aufzubauen.

Da ist der neue Fall, in den er nach und nach auch seine Kollegen in München und Istanbul mit einbezieht, eine angenehme Abwechslung. Dabei kommt auch wieder zum Tragen, dass der Kommissar immer noch ein Ermittler der alten Schule ist und sich selbst ein Bild macht.

Der Fall zieht interessante Kreise, wird immer verzwickter, gibt den Figuren aber auch die Gelegenheit, Einiges aufzuarbeiten, was sie persönlich betrifft. Die Ermittlungen sind in alles eingebunden, man merkt aber schon, dass die persönlichen Entwicklungen im Vordergrund stehen. Zudem fühlen sich auch die Beschreibungen glaubwürdig an, weiß der Autor doch die kulturellen Unterschiede angenehm einzufangen und augenzwinkernd einzubinden.

Das Buch wird von den eigenwilligen, aber auch sehr sympathischen Figuren getragen, die man schnell mit all ihren Eigenheiten vor Augen hat. Dem Autor gelingt es so, das Kopfkino zum Laufen zu bringen. Zudem gibt es keine Längen, da immer wieder neue Erkenntnisse in die Ermittlungen einfließen und so nach und nach alle Fäden gelungen miteinander verbinden. Das Ende hat es allerdings ein wenig in sich und lässt die Leser durchaus überrascht zurück, auch wenn der Fall selbst auf allen Seiten komplett aufgeklärt worden ist.

„Verwerfungen“, der achte Fall für Zeki Demirbilek, schlägt ein neues Kapitel im Leben des Ermittlers auf und bietet ein spannendes und verzwicktes Abenteuer, das den Helden während seiner Ermittlungen gleich durch drei Länder führt. Die Geschichte kann vor allem durch die lebendigen Figuren und den amüsierten Blick auf kulturelle Eigenheiten punkten.