John S. McFarland: Schritte voraus Ins Dunkel (Buch)

John S. McFarland
Schritte voraus Ins Dunkel
(The Dark Walk Forward, 2020)
Titelbild und Innenillustrationen: John S. McFarland
Übersetzung: Silke Brandt
Wandler, 2024, Paperback, 200 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

John S. McFarland gehört zu einer Riege junger, bei uns weitgehend noch unbekannter Autoren, die in Übersee mit ihren Publikationen auf sich aufmerksam gemacht haben. Seine Texte, zumeist der kürzeren Art, - 2010 hat er auch einen ersten Roman publiziert - haben Lob aus berufenem Mund (unter anderem von T. E. D. Klein) erhalten, die ihm attestierten, eine „große, unentdeckte Stimme des Horrors“ zu sein.

Der Wandler Verlag hat aus seiner Debüt-Kollektion zehn Erzählungen ausgewählt (im Original umfasste die Sammlung 20 Geschichten) und uns diese, in den jeweils sehr angenehm zu lesenden Übersetzungen von Silke Brandt, vorgelegt.

Fast alle Storys sind in derselben Region, rund um die Kleinstadt Ste. Odile angesiedelt, berichten uns dann aber von ganz unterschiedlichen Menschen und deren unheimlichen Begegnungen.

McFarland konzentriert sich dabei auf seine Figuren. Zeitlich zumeist kurz vor oder nach dem Eintritt Amerikas in den Großen Krieg angelegt, stellt er Menschen ins Zentrum, die zutiefst einsam sind, die missverstanden werden, die Außenseiter sind und von ihrer Umwelt abgelehnt werden. Es sind die Vergessenen der Gesellschaft die Ausgegrenzten, ja auch die Verfemten, denen dabei sein Augenmerk und Interesse gilt. Menschen, die von der Gemeinschaft ihrer oftmals neuen Heimat argwöhnisch beäugt und abgelehnt werden, denen dann etwas Unerklärliches, etwas Unheimliches, etwas Tödliches widerfährt.


Sei es der Arzt, der bei einer tragisch verlaufenden Hausgeburt von Etwas gejagt wird; ein Mann, der - heute würde man sagen - gemobbt wird und vor der Tür auf etwas vermeintlich Totes etwas stößt, das ihn fasziniert und nicht mehr loslässt; ungarische Immigranten, die den Zorn ihrer Mitbürger auf sich ziehen, da sie vom Wehrdienst in Europa freigestellt sind - immer ruht der Fokus auf denen, mit denen es das Schicksal nicht gut meint.


Das nahm mich bei der Lektüre mit, ich empfand Mitleid mit den zumeist geschundenen Protagonisten, verstand ihre Verzweiflung, ihre Trauer, ihr Depression ob der Behandlung, derer sie ausgesetzt waren.

Sind das nicht Merkmale, die einen wirklich guten Autor auszeichnen? Dass sie uns die Gefühle ihrer Figuren begreifbar machen, dass wir mit diesen mitfühlen? Ich denke, ja. Insoweit ist John S. McFarland ein wirklich toller Autor, von dem wir, da bin ich mir sicher, noch jede Menge hören und lesen werden.