phantastisch! Ausgabe 95 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 95
Titelbild: Michael Marrak
Atlantis, 2024, Zeitschrift, 88 Seiten, 7,95 EUR

Rezension von Christel Scheja

Mit schöner Regelmäßigkeit erscheint die „phantastisch!“ bereits im 24. Jahrgang und präsentiert auch in der 95. Ausgabe eine bunte Mischung von Artikel, Rezensionen und Kurzgeschichten, die sich abseits der Mainstream-Medien bewegen, auch wenn man sich diesmal sogar über Einiges Gedanken macht.


Diesmal gibt es nur ein Interview - mit der englischen Autorin Grace Curtis - , dafür aber einiges an Artikeln. So etwa zu Lafcadio Hearn, der als Außenseiter anfing, zum Kulturvermittler zwischen dem Westen und Japan wurde und dabei der Phantastik Impulse gab. Auch Hans Frey wird vorgestellt, der Politiker, Philosoph und SF-Fan war, aber es geht auch um Märchen, die durch die Phantastik neu interpretiert wurden oder eine Hörspielserie, die das Nibelungenlied einmal ganz anders erzählt. Zudem macht sich ein Autor Gedanken über die 50 Jahre, die es Marvel-Comics schon in Deutschland gibt. Und nicht zuletzt finden sich gerade am Anfang des Heftes noch vor den üblichen Rubriken drei Kurzgeschichten, in denen das Übernatürliche das Leben der Menschen bestimmt.

 

Eine Abwechslung bietet die Tatsache, dass diesmal weniger Interviews zu finden sind, dafür aber mehr Artikel und Berichte, die diesmal sogar eine größere Bandbreite abdecken. Besonders dabei herauszuheben ist diesmal der überraschend lange Bericht über Marvel in Deutschland, hat sich der Autor doch sehr viel Mühe gemacht, zu recherchieren und interessante Fakten zusammenzutragen, die die wechselhafte Geschichte der Veröffentlichungen in Deutschland beleuchten - bin hin zum MCU. Dabei bleibt er sachlich, erlaubt sich gelegentlich sogar kritische Töne. Spannend ist auch der Blick auf Lafcadio Hearn, der viele japanische Geschichten in den westlichen Kulturraum brachte, die auch heute noch die Leser bewegen. Passend dazu beschäftigt sich ein anderer Autor mit den Yokai aus „Noragami“ und „Bakemonogatari“, die sich irgendwo zwischen Göttern und Geistern bewegen, ganz in der Tradition japanischen Glaubens.

Die Fairytale Fantasy kommt ebenfalls zu ihrem Recht - wie die alten Märchen-Motive heute immer wieder neu interpretiert werden. Kritische Töne gibt es dann noch bei der Betrachtung „Überdruss und Überfluss“. Der Autor macht sich Gedanken, warum seit einiger Zeit neue Filme bekannter Franchises nur noch versagen.

Die Kurzgeschichten spielen mit der Wahrnehmung der Menschen. Auch hier ist wieder zu erkennen, dass sie zumindest ein gemeinsames Thema haben, dieses aber auch sehr abwechslungsreich interpretieren.

Wer ein Marvel-Fan ist, der sollte der 95. Ausgabe der „phantastisch!“ eine Chance geben, bietet doch ein ausführlicher Artikel zu der Veröffentlichung der Comics in Deutschland viele unbekannte Fakten und eine gelungene Einführung, wenn man bisher nur die Filme kannte. Aber auch sonst bieten die Artikel und Kurzgeschichten wieder Lektüre auf hohem Niveau für alle, die über den Tellerrand blicken woll