Max Gladstone: Fall der Engel - Kunstwirker-Chronik 6 (Buch)

Max Gladstone
Fall der Engel
Kunstwirker-Chronik 6
(The Ruin of Angels, 2017)
Übersetzung: Helga Parmiter
Titelbild: Goni Montes
Panini, 2024, Paperback, 560 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Mit der „Kunstwirker-Chronik“ hat Max Gladstone nicht nur ein recht umfangreiches Werk geschaffen, sondern auch eines, das sich nicht so wirklich in eine Nische der Phantastik einsortieren lässt. Denn das Setting bietet einen bunten Mix von Fantasy bis fast schon zu futuristischen Elementen. In Deutschland neu erschienen ist der sechste Band.

 

Vor hundertfünfzig Jahren wurde die Stadt Alikant durch die Götterkriege zerstört. Auf ihren Ruinen wurde kurze Zeit später Agdel Lex erbaut, eine Metropole der Moderne, in der inzwischen alles möglich ist. Aber nun mehren sich die Zeichen, dass die alte Stadt doch nicht ganz so tot ist wie vermutet, denn es gehen einige seltsame Dinge vor sich.

Zwar versucht die Iskari-Gleichrichtungsbehörde alles unter Kontrolle zu halten, aber das schreckt Glückssucher, Engel, Dämonen und andere nicht davon ab, sich ihren Anteil zu sichern. Auch Kai Pohala kehrt deswegen zurück. Und sie will ihre Schwester Ley retten, die in einen brandgefährlichen Deal verwickelt ist.


Im Prinzip hat Max Gladstone in diesem Band alles Mögliche zusammengemixt, was man aus der Phantastik kennt. Das Szenario hat Anklänge an die klassische Cyberpunk-Ära, die sich mit Steampunk und einem guten Schuss an Horror vermischt. Auch die Figuren lehnen sich an die daraus bekannten Archetypen an.Dadurch entsteht ein Hintergrund, der zwar irgendwie vertraut, dann aber auch übelst fremdartig wirkt. Zudem scheint der Autor es zu lieben, die Geschehnisse genaustens zu beschreiben, so dass die Handlung trotz eingeschobener Action doch recht langsam voranschreitet und gerade in der ersten Hälfte nicht in die Gänge kommt.

Fast schon alltägliche Szenen mischen sich mit Verfolgungsjagden und Kämpfen, Schnüffeleien und einem guten Schuss an Magie. Das könnte spannend sein, wenn sich Manches nicht zu oft wiederholen würde. Zudem setzt der Autor nun im sechsten Band auch viel an Vorwissen voraus, so dass es natürlich für Neueinsteiger fast unmöglich ist, noch alle Zusammenhänge zu erfassen. Und selbst wenn man schon Einiges gelesen hat, so muss man doch auch ein gutes Gedächtnis mitbringen.

Alles in allem hinterlässt der Roman einen zwiespältigen Eindruck, denn auf der einen Seite erschafft der Autor ein beeindruckendes Szenario mit sympathisch menschlichen Charakteren, auf der anderen Seite kommt dabei aber auch die Spannung zu kurz und einen roten Faden muss man schon suchen, der findet sich leider nicht so einfach. Aber Fans der Serie werden sicherlich Vieles wiedererkennen und sich über die Fortsetzung der Geschichte freuen

„Fall der Engel“ ist als sechster Band der „Kunstwirker-Chronik“ sicherlich eine nette Ergänzung der Saga für Fans, kann aber nur überzeugen, was die Figuren und den Hintergrund angeht, die Handlung selbst zieht sich leider arg in die Länge.