Christine Sterly-Paulsen: Freak Sisters (Buch)

Christine Sterly-Paulsen
Freak Sisters
Kulturmaschinen, 2024, Paperback, 438 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Christine Sterly-Paulsen ist selbst in einem christlichen Haushalt aufgewachsen, hat sich aber schon früh anderen Dingen zugewandt und einen ganz eigenen Lebensweg beschritten. Ein wenig von dieser besonderen Sicht auf die Welt hat sie auch in ihrem neuesten Roman, „Freak Sisters“, mit einfließen lassen.


Judith und Rebecca könnten unterschiedlicher nicht sein, auch wenn sie Zwillinge sind. In einem lieblosen und streng religiösen Elternhaus aufgewachsen, fehlt ihnen jeder Bezug zur Welt draußen, da sie auch noch von der Mutter isoliert werden. Sie lernen von dieser zwar einiges - aber nichts über das Leben.

Mit fünfzehn Jahren beschließen die Schwestern, die als Sprache Latein gelernt haben, nach Rom zu reisen und dort einen Neuanfang zu wagen. Stattdessen aber landen sie in Portugal und einer seltsamen Kommune, in der sie so akzeptiert werden, wie sie sind und dadurch sich selbst entdecken.


Die Geschichte der beiden Zwillingsschwestern, die sich selbst nicht so sehen, ist kein Buch, dass man einfach so herunterlesen kann und das wohlige Gefühle verbreitet, sondern eher skurril und verstörend ist.

Die Autorin ignoriert ein paar Dinge, die es in der Realität nicht so einfach machen würde, Kinder in einem isolierten Haushalt aufwachsen zu lassen, um für die beiden Mädchen eine Umgebung zu schaffen, die sie anders werden lässt. Denn schon zu den Eltern entwickeln sie keine besondere Beziehung, die Lieblosigkeit und Abgrenzung lässt sie in einer ganz eigenen Welt aufwachsen, die auch ein zeitweiser Hauslehrer nicht ändern kann. Und das ist die Grundlage, um die Schwestern dann mit einem guten Schuss an ungesunder Naivität in die Welt reisen und in einer Kommune landen zu lassen, in der sie ebenfalls nicht unbedingt das finden, was für sie wichtig wäre, um die Welt wirklich zu verstehen.

Durch die gezielte Schilderung der Ereignisse aus der Sicht der beiden jungen Hauptfiguren wird der Leser auch in eine sehr fremdartige Welt gezogen und muss selbst seine Schlüsse aus dem Verhalten der anderen Charaktere ziehen, die nicht minder skurril und kauzig sind als die Schwestern.

Das macht den Roman natürlich ein wenig schwergängig, wenn man aber bereit ist, sich auf die Handlung einzulassen, wird man schnell in einen seltsam intensiven Bann gezogen, der einen bis zum Ende durchhalten lässt, auch wenn nichts Dramatisches geschieht. Aber eine Entwicklung bei den Schwestern ist durchaus zu erkennen: Sie erfahren durch das Zusammenspiel mit den anderen Seltsamen in der Kommune doch mehr über sich und entdecken neue Fähigkeiten. Man mag letztendlich darüber denken, was man will - aber die Schilderungen regen doch irgendwie zum Nachdenken an und sorgen dafür, dass die Geschichte noch eine ganze Weile nachwirkt und einen beschäftigt. Durch das offene Ende kann jeder selbst überlegen, was er davon dann letztendlich hält und welchen Weg die Schwestern einschlagen könnten.

Alles in allem ist „Freak Sisters“ eine ganz eigene Erfahrung - ein Buch, das zwar recht alltägliche Dinge schildert, aber durch die skurrilen Figuren und die Kommune und die ganz eigene Sichtweise noch lange nachwirkt und einen beschäftigt. Wenn man bereit ist, sich auf das Gedankenspiel der Autorin einzulassen, natürlich