Professor Zamorra 37: Der Blutkompass, Christian Montillon & Oliver Fröhlich (Buch)
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 10. März 2011 19:25

Professor Zamorra 37
Der Blutkompass
Christian Montillon & Oliver Fröhlich
Titelillustration von Sandoval
Zaubermond, 2011, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR
Von Carsten Kuhr
Schon einmal wurde Professor Zamorra ins fränkische Hof gerufen. Damals ermittelte er zusammen mit dem Kriminalkommissar Saal in Sachen der Heimsuchung durch eine Hexe (Band 32, „Der Schattenfresser“). Damals schien der Fall gelöst, das Unheimliche, das Böse, das sich in Hof auszubreiten drohte, besiegt. Dem ist leider nicht so. Die Spur der neuen Serienmorde führt weit zurück in die Vergangenheit.
Anno 1171 trug es sich in Norenberc, dem heutigen Nürnberg, zu, dass zwei ungleiche Brüder, Böttcher vor Beruf, über eine bezaubernde Maid in Streit gerieten. Der gewalttätige Bruder machte seinen älteren Anverwandten zum Krüppel, heiratete die bezaubernde Nachbarin, die in der Folgezeit missbraucht und unglücklich in den Armen des Krüppels ihre Liebe fand und ein Kind gebar, das den Namen Dythmar erhielt. Vor nunmehr 800 Jahren wurden die Seelen der ungleichen Brüder in den Seelenanker, der später unter dem Namen Blutkompass bekannt wurde, gefangengesetzt, seitdem liegt der eine Bruder im Koma, der andere erwacht immer wieder, ohne Gedächtnis an seine früheren Leben, im Körper eines Dreißigjährigen. Nun aber hat sich etwas geändert – der Kompass hat vom Blut Zamorras gekostet, das von der Quelle der Unsterblichkeit verwandelt wurde, und der Jahrhunderte währende Status Quo beginnt sich zu verändern …
Schon einmal entführten uns die beiden Autoren in die Vergangenheit. Wie in „Der Schattenfresser“ auch, punkten sie vorliegend erneut mit einer faszinierend real wirkenden Beschreibung einer dramatischen Begebenheit in einem mittelalterlichen Umfeld und deren Auswirkung in heutige Zeit. Dabei ziehen sie viel Spannung aus der Aufklärung der Geheimnisse und der Verknüpfung mit den Taten der Vergangenheit. Zwar bleibt diese in ihrer Ausgestaltung, sicherlich auch wegen des beschränkten Umfangs des Bandes, recht undifferenziert, dennoch gelingt es den beiden Autoren, uns in einigen wenigen Absätzen in die uns so fremde Welt eintauchen zu lassen. Verbunden haben sie diesen Part wiederum mit einer polizeilichen Ermittlung in der Jetztzeit. Dabei stößt unser Professor des Übersinnlichen auch auf etwas, das er bislang für eine Legende gehalten hat – das magischen Antiquariat Garionda, eine Location, die förmlich nach weiterer, intensiver Nutzung ruft.
Mehr noch, die Autoren sprechen im Text die Leiden der von Alzheimer betroffenen Personen an. Dies geschieht sehr vorsichtig, gleichwohl machen sie deutlich, durch was für eine Hölle die Betroffenen gehen, die jeden Tag aufs Neue in einer für sie unbekannten Welt aufwachen, von Fremden umgeben sind, und nicht mehr wissen, wer sie selbst sind. Das ist harter Tobak, gerade für eine Gruselreihe, verschafft dieser jedoch weiteren Tiefgang.
Darüberhinaus erwartet den Leser ein routiniert verfasster Grusel-Plot rund um magisch bedingte Besessenheit, der kurzweilig zu unterhalten weiß.