Clockwerx 1: Genesis (Buch)

Clockwerx 1
Genesis
(Clockwerx: Genèse)
Text: Jason Henderson, Tony Salvaggio
Zeichnungen: Jean-Baptiste Hostache
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-210-5

Von Frank Drehmel

London, kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert: Während durch die engen Gassen des Hafenviertels ein mechanisches Ungeheuer stapft, scheinbar wahllos drei Arbeiter angreift, um dann in der Nacht zu verschwinden, kämpft auf hoher, stürmischer See die Mannschaft eines Frachtschiffs in einem Unwetter um ihr Überleben.

Die junge Molly Vane, die sich als Auftraggeberin des Transports an Bord befindet, verliert in diesem Kampf zwar ihren linken Arm, kann aber durch ihr mutiges und umsichtiges Eingreifen zumindest die geheimnisvolle Ladung retten. Als der Havarist mit drei Wochen Verspätung in London eintrifft, ist auf den Hafen-Piers gerade der Ex-Polizist Matt Thurow auf Job-Suche, da er aufgrund dubioser Umstände und des Verdachtes der Bestechlichkeit von Scotland Yard gefeuert wurde und nun sein Auskommen bei jenen Menschen suchen muss, mit denen er zuvor oft genug dienstlich zu tun hatte.

Matt wird zufällig Zeuge, wie es beim Entladen der Fracht des havarierten Schiffs fast zu einem Unglück kommt, kann durch eine beherzte Aktion gerade noch die Ladung retten und zieht so die Aufmerksamkeit nicht nur von Molly Vane und ihrer Crew auf sich, sondern gerät auch ins Visier der sinistren „Golden Shell“-Gesellschaft. Thurow ahnt nicht, dass er damit in einen Krieg zweier verfeindeter Fraktionen geraten ist, in dem sich alles um die Gewinnung eines Energieträger namens Luzifernium dreht, der unter dem Tower von London in der Erde ruht und seinem Besitzer unermessliche Macht verheißt.

Sowohl in visueller als auch inhaltlicher Hinsicht hinterlässt „Genesis“ einen – zurückhaltend ausgedrückt – ambivalenten Eindruck.

Das Artwork macht mit seiner erdigen, gedeckten Farbgebung zwar einen durchaus stimmigen beziehungsweise in sich schlüssigen Eindruck, aber der großartigen Darstellung der unbelebten Welt – den Maschinen, den Schiffen und Gebäuden – mit ihrem ambitionierten, stimmungsvollen Spiel von Licht und Schatten, von Beleuchtungseffekten stehen deutliche Schwächen in der Personenzeichnung gegenüber, die insbesondere – aber nicht nur – die oft seltsam verzerrten, geradezu amorphen Augen der Figuren betreffen, welche den Gesichtern einen unfertigen, fast alienhaften Ausdruck verleihen.

Während das Artwork durchaus seine aufregenden Momente aufweist – bei denen das grandiose, ganzseitige Abschlusspanel an vorderster Stelle steht –, ist die Geschichte selbst durch die Bank so schwach erzählt, dass nicht einmal die vorhandenen Steampunk-Elemente sie wirklich retten. Nicht nur, dass es den Figuren an Hintergrund und Charisma fehlt, auch die gesamten Zusammenhänge um die Clocks, die „Golden Shell“-Gesellschaft oder ihre Verbindung zu Molly Vane sind so oberflächlich und beiläufig gezeichnet, dass man beim Lesen das Gefühl hat, man habe einige Bände der Reihe verpasst. Abgesehen davon ist die Jagd nach dem „Heiligen Gral“ von Vattenfall, RWE & Co. nicht wirklich ein Story-Aufhänger, der einen ob seiner Originalität vom Hocker haut, zumal die Lokalisation des Luziferniums ausgerechnet unter dem Tower von London einen deutlich soapigen Einschlag aufweist.

Fazit: Ein leider nur streckenweise brillantes Artwork und die eher dünne Story machen diesen ersten „Clockwerx“-Band vor allem für die Leser zu einer Empfehlung, denen eine Handvoll Steampunk-Szenen genügt.