Dana Grigorcea: Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen (Buch)

Dana Grigorcea
Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen
Penguin, 2024, Hardcover, 224 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Dana Grigorcea wurde 1979 in Bukarest geboren, lebt aber seit Langem mit ihrer Familie in Zürich und schreibt seit vielen Jahren. Ihre Bücher wurden mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet, Neu erschienen ist „Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen“.


Dora hofft, durch den italienischen Frühling in die richtige Stimmung zu kommen, um endlich den Roman über den Bildhauer Constantin Avis zu schreiben, den sie schon so lange im Kopf hat. Dafür sieht sie sich Orte an, an denen er gelebt und Eindruck hinterlassen hat.

Aber sie versucht auch nachzuvollziehen, wie der junge Mann in den 1920er Jahren mit der Mentalität der Amerikaner, dem Leben in New York und nicht zuletzt auch der Wahrnehmung der Einheimischen in Bezug auf Kunst zurechtkam.


Eines muss man sich als Leser bewusst sein: Die Geschichte schlägt sehr leise Töne an und lebt vor allem durch die vielen kleinen alternierenden Details, die sich in den beiden Handlungsebenen der Geschichte widerspiegeln.

Verbindendes Element ist ein Werk des Künstlers, das dieser mit in die USA nimmt und das sinnbildlich für seine Erfahrungen dort wird. Denn dem jungen Mann, der ein ganz eigenes Verständnis von Kunst hat, wird es nicht leicht gemacht, liegt doch das Urteil, was nun Kunst ist und was nicht, im Auge des Betrachters.

Während er sich durch den pulsierenden Big Apple bewegt, um einen Traum zu leben und seiner Muse näherzukommen, darf der Leser das besondere Ambiente der Stadt in dieser Zeit miterleben.

Gegenüber der Vergangenheit bleibt die Gegenwart allerdings eher blass, denn auch wenn Dora gelegentlich Ähnliches erlebt wie Constantin und auch sich fragen muss, was Kunst ist und wie sie es wahrnehmen soll, so wird bei ihr doch der Alltag mehr in den Vordergrund gerückt, ebenso wie eine sich zartentwickelnde neue Beziehung, die die Leere in ihrem Herzen füllen könnte.

Alles in allem ist das Buch trotz seiner Kürze sehr bewusst gestaltet, leidet aber darunter, dass man sich lange fragt, was die Autorin eigentlich aussagen möchte. Erst zum Ende hin bekommt man eine Ahnung. Insgesamt gelingt es ihr, die Vergangenheit weitaus lebendiger zu beschreiben als die Gegenwart.

„Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen“ lebt vor allem durch den Blick auf den Bildhauer Constantin Avis und seine Erlebnisse und Erfahrungen in den USA und im Schatten der Stummfilmproduktionen, und die zarten Verbindungen in die Gegenwart. Die Recherchen der Autorin bleiben jedoch eher blass, weil die Handlung doch viel zu sehr zwischen persönlichen Befindlichkeiten und einem Hauch von Romantik dahinplätschert.