Maiya Ibrahim: Gewürzstraße (Buch)

Maiya Ibrahim
Gewürzstraße
(Spice Road, 2023)
Übersetzung: Helga Parmiter
Titelbild: Carlos Quevedo
Panini, 2024, Paperback, 458 Seiten, 19,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Maiya Ibrahim ist eine australische Autorin, die es auch schon auf die „New York Times“-Bestsellerliste geschafft hat. Sie lebt und arbeitet heute in Sydney. „Gewürzstraße“ ist der Auftakt zu einer Trilogie.


Nur in Qalia wächst ein Baum, der es erlaubt, den geheimen Misra-Tee zu brauen. Dieser ist in der Lage, die verborgenen Fähigkeiten der Menschen, ja sogar ihre Magie zu wecken. Imani gehört zu denen, die dadurch eine besondere Affinität zu Eisen entwickeln und deshalb besonders gut mit dem Dolch umgehen kann. Sie würde daher gerne den Schilden angehören, die ihre Heimat vor Dschinns, Ghulen und anderen Monstern beschützen.

Aber ihr Leben wird durch die Tatsache überschattet, dass ihr Bruder verschwunden ist und das Wissen um den Tee mit Fremden und vielleicht auch Feinden geteilt hat. Um ihren Namen reinzuwaschen, macht sich Imani mit anderen auf den Weg, um ihn zu finden.

Und natürlich bekommt sie in ihrer Gruppe auch einen Gegenspieler, der sie aber auf gewisse Weise in den Bann schlägt: Taha, der eine besondere Gabe im Zusammenspiel mit Tieren hat.


Wer aber jetzt glaubt, dass das Ganze in eine simple Romanze umschlägt, die den Fantasy-Hintergrund nur als Setting benutzt, um die beiden ungleichen Charaktere wieder zusammenzubringen, der täuscht sich. Denn tatsächlich bietet die Handlung eine Heldenreise mit all den Gefahren, die dazu gehören, egal ob in der Natur oder in der Stadt.

Die Autorin nimmt sich Zeit, das Umfeld glaubwürdig zu beschreiben und dabei auch die Figuren weiterzuentwickeln, denn mit jeder Etappe ihrer Reise erfahren sie mehr über sich und die Welt, die sie bisher nur aus den Geschichten anderer kannten.

Das orientalische Setting wird interessant aufgebaut und benutzt Versatzstücke aus vielen Kulturen, so dass eine ganz eigene - aber in sich stimmige - Welt entsteht. Auch kommen Magie und Mythen nicht zu kurz, obwohl diese sehr sparsam eingesetzt werden.

Der Fokus der Autorin liegt auf den Figuren, die erst wie Archetypen wirken, dann aber immer mehr Facetten entwickeln. Immerhin haben sie Ecken und Kanten, sorgen durch ihre Entscheidungen immer wieder für Überraschungen. Und nicht zuletzt bleibt die Handlung spannend, denn am Ende ist letztendlich nichts so, wie es am Anfang schien.

Die Geschichte ist weitestgehend in sich geschlossen, es bleiben aber dennoch einige Handlungsstränge so weit offen, dass die Autorin nahtlos weitermachen kann.

Der Stil ist gefällig und lebendig, Längen gibt es tatsächlich keine, da die Mischung aus Action und Beschreibung sehr ausgewogen ist.

„Gewürzstraße“ gefällt durch eine lebendige und kurzweilige Handlung, ein interessantes und atmosphärisches Setting, aber auch durch sich weiterentwickelnde Figuren, die immer wieder zu überraschen wissen.