A. C. Wise: Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 17. April 2024 11:41

A. C. Wise
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland
(Wendy, Darling, 2021)
Übersetzung: Iris Bachmeier
Cross Cult, 2024, Hardcover, 416 Seiten, 20,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
A. C. Wise scheint ein Faible für die dunklen Seiten der viktorianischen Kinderliteratur zu haben, denn in „Wendy, Darling“ ist nach der Dark Romance „Hooked“, in der sie Motive des Klassikers verwendete, nun Peter Pan selbst an der Reihe.
Vor einem halben Leben wurden Wendy Darling und ihre jüngeren Brüder ins Nimmerland entführt. Während die Jungen sich nach der Rückkehr ohne Probleme wieder an die normale Welt gewöhnen konnten, sah es für das Mädchen anders aus und es verbrachte viele Jahre im Sanatorium.
Nun hat sie selbst eine Tochter namens Jane. Als diese eines Tages aus ihrem Zimmer entführt wird, weiß sie, dass sie wieder an das damals Erlebte glauben muss, um ins Nimmerland zu gelangen und sich dort ihrem dunkelsten Schatten zu stellen: Peter selbst.
Eigentlich war das Kinderbuch ja immer als phantastisches Märchen gedacht, durch das sich Kinder in eine Welt voller Abenteuer und Freiheit flüchten konnten, aber in den letzten Jahrzehnten werden wie auch bei „Alice im Wunderland“ die eher dunklen Seiten der Geschichte herausgehoben. So verwandeln sich eigentlich positive Sagengestalten in Albträume und das ist auch hier der Fall. Denn Wendy, die anders als ihre Brüder auch schon als Kind in eine bestimmte Rolle gedrängt wurde, hat Narben davongetragen.
Vielleicht gerade, weil sie alles rationaler gesehen und offen darüber gesprochen hat, was man ihr auszutreiben versuchte. Nun aber bekommt sie endlich die Chance, mit dem Nimmerland ein für alle mal abzuschließen, was sie munter selbst in die Hand nimmt.
Die Autorin bleibt dabei auch dem Original treu, obwohl sie das Reich Peters und seiner verlorenen Jungs selbst in einen Albtraum verwandelt.
Das Ganze wird erstaunlich ruhig und auf die Figuren fixiert in Szene gesetzt, Es gibt zwar nur wenig Action, dafür aber auch Horror-Momente, die es in sich haben und dem Buch so ein dunkles Flair gibt. Und nicht zuletzt werden alte Mythen in den Roman verwoben.
Allerdings wirkt manches recht oberflächlich, an die Figuren kommt man als Leser auch nicht so recht heran, obwohl Diversität hier recht glaubwürdig eingewoben wird,
„Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland“ schafft es durchaus, die Geschichte um Peter Pan und die verlorenen Jungs in eine düstere, romantische Geschichte mit Schauer-Roman-Ästhetik zu verwandeln, allerdings fehlt es der Geschichte und den Figuren an Substanz, so dass man auf Distanz zu Wendy und den anderen Charakteren bleibt