Kerstin Lange: Eine leise Ahnung von Glück (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 20. März 2024 12:11
Kerstin Lange
Eine leise Ahnung von Glück
Tinte & Feder, 2024, Taschenbuch, 460 Seiten, 14,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Kerstin Lange wurde 1966 im Bergischen Land geboren, lebt aber heute mit ihrer Familie in Düsseldorf. Lange Jahre war sie in der Bilanzbuchhaltung tätig, entschied sich aber dann, sich dem Schreiben zu widmen. Sie hat bereits mehrere Krimis und Kurzgeschichten veröffentlicht, aber mit „Eine Ahnung von Glück“ geht sie nun einen ganz anderen Weg.
Zwei Frauen, zwei Schicksale, die aber doch irgendwie zusammenhängen: In einem kleinen Dorf bei Amiens versucht sich im Jahr 1940 die junge Französin Carole mit der Situation zu arrangieren und auf ihre Weise Widerstand zu leisten. Doch der deutsche Offizier Manfred zeigt ihr, dass nicht alle Soldaten gewissenlose Besatzer sind.
Dreiundachtzig Jahre später sucht die junge Düsseldorferin Louisa eine Pflegekraft für ihren Vater, die sich nicht so einfach von dem schwierigen alten Mann vergraulen lässt. Ein Familiengeheimnis lässt nicht nur Vieles verständlicher wirken, was ihn betrifft, sondern macht sie auch neugierig darauf, mehr herauszufinden.
Auf zwei Zeitebenen erzählt Kerstin Lange eine Geschichte, die nahe an der Wirklichkeit bleibt, aber doch auch spannend ist, denn sie lässt sich Zeit beim Verweben der beiden Zeitebenen. Im Frankreich während des Zweiten Weltkrieges zeigt sie, wie Liebe zwischen Feinden entstehen kann.
In der Gegenwart kommen die Geheimnisse ans Licht, die damit verbunden sind. Denn auch wenn recht schnell klar ist, wie alles zusammenhängt, so ist doch der Weg das Ziel, denn es wird nur nach und nach enthüllt, wie alles so gekommen ist, wie es sich im Jahr 2023 präsentiert, so dass durchweg Spannung erhalten bleibt.
Die Figuren werden lebendig und facettenreich beschrieben, allein Jonas bleibt etwas blass und nimmt nicht unbedingt die Rolle ein, die man zunächst vermutet. Aber das ist auch gut so, spielt die Liebe doch nur in der Geschichte von Carole eine Rolle, was sie aber nicht daran hindert, ihren eigenen, selbstbestimmten Weg zu gehen. Tatsächlich dreht sich es bei Louisa und ihrem Vater mehr darum, die eigenen Wurzeln zu finden und dadurch dann in der gemeinsamen Beziehung neu zu starten.
Alles in allem fügt sich das Geschehen sauber und angemessen zusammen, die Andeutungen und Hinweise sind gut im Buch verteilt, so dass die Handlung keine Längen hat. Der Zeit- und Lokalkolorit stimmen ebenfalls, so dass man auch den Hintergrund klar vor Augen hat und sein Kopfkino anwerfen kann.
„Eine leise Ahnung von Glück“ ist nicht das, was man auf den ersten Blick vermutet, sondern eher eine Suche nach den eigenen Wurzeln bei den Figuren in der Gegenwart, verbunden mit dem eigenwilligen und dramatischen Lebensweg einer selbstbewussten jungen Frau im Zweiten Weltkrieg.