Dirk Osgyus: Selbstgerächt (Buch)

Dirk Osgyus
Selbstgerächt
Kommissar Gerste 2
2023, Paperback, 372 Seiten, 16,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Dirk Osgyus wurde nicht nur 1967 in Wuppertal geboren und lebt auch heute noch dort, der Konstrukteur von Werkzeugmaschinen entdeckte irgendwann auch seine Begeisterung fürs Schreiben. Kommissar Gerste steht im Mittelpunkt seiner Thriller, so auch im zweiten Band der Reihe mit dem Titel „Selbstgerächt“.


Aus welchem Grund wird ein Bomben-Anschlag auf die Stadtbibliothek in Elberfeld verübt und später auch auf die Schwebebahn? Wer erschießt einen Mann grundlos an einer Haltestelle? Und weshalb richtet er Nachrichten direkt an Kommissar Gerste?

Gleichzeitig horcht Gerstes Mutter Irene auf, als der Radfahrer, dem sie auf der Straße noch das Leben gerettet hat, überraschend stirbt, auch wenn er schon über den Berg war: Da er sich als Enthüllungsjournalist entpuppt, wittert sie ein Verbrechen - und soll recht behalten…


Auch wenn „Selbstgerächt“ für sich stehen kann, gibt es doch einige Verbindungen zu „Selbstvergeltung“, dem ersten Band der Reihe; gerade einige der Figuren wie der passionierte Jäger Friedensfurt erhalten einen weiteren Auftritt und spielen im Verlauf noch eine wichtige Rolle.

Doch bis es zu einem Showdown kommt, der es in sich hat, tappen Gerste und seine Kollegen erst einmal im Dunklen, bis sie ausgerechnet durch seine Mutter und deren Freundinnen entscheidende Hinweise bekommen und mögliche Verbindungen stoßen. Denn aus einem macht der Autor keinen Hehl: ein Auftragskiller ist in der Stadt und betrachtet Wuppertal, speziell Elberfeld und Vohwinkel, aus ganz eigenen Augen.

Gerade, wenn man die Stadt kennt, wird man so Einiges wiedererkennen können.

Der Roman bietet neben den üblichen Ermittlungen auch noch jede Menge unterhaltsamer Frozzeleien der Figuren untereinander, eine fast schon gruslige Sichtweise von Örtlichkeiten und Menschen aus der Wahrnehmung eines eiskalten Söldners und nicht zuletzt eine abgedrehte Geschichte, die sich mit einem Augenzwinkern so einige schräge Momente erlaubt, die in der Wirklichkeit vermutlich nicht so einfach und folgenlos funktionieren würden.

Der Handlung tut das aber keinen Abbruch, sie wird flott und kurzweilig erzählt, bricht ab und an mit den Erwartungen ihrer Leser und bietet gerade zum Ende hin Einiges an Action, die schon fast an einen Showdown wie bei James Bond erinnert.

Die Figuren selbst sind eigenwillig und wissen immer wieder durch neue Facetten zu überraschen, so dass auch sie niemals langweilig werden. Und wer bereits den ersten Band kennt, wird merken, dass durchaus einige rote Fäden weitergesponnen werden. Das führt allerdings auch dazu, dass einige wichtige Fragen offenbleiben.

„Selbstgerächt“ ist der zweite Band einer Reihe von Wuppertal-Krimis, die alle locker zusammenhängen. Mit viel Action, einem guten Schuss Humor und schrägen Momenten lässt Autor Dirk Osgyus Kommissar Gerste in seiner eigenen Heimatstadt ermitteln und schenkt dem ortsnahen Leser viele Aha-Momente, wenn er bestimmte Ecken wiedererkennt.