S. A. Barnes: Dead Silence (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 20. Februar 2024 12:41

S. A. Barnes
Dead Silence
(Dead Silence, 2022)
Übersetzung: Michael Pfingstl
Heyne, 2024, Paperback, 446 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Sie alle sind erfahrene Astronauten, die Besatzung der LINA, ein Schiff des Verux-Konzerns, dessen Aufgabe es ist, die Funkbojen im Sonnensystem zu warten. Nur ist es damit jetzt vorbei; die letzte Boje wurde angesteuert und repariert, ab sofort erledigen diese Aufgabe die Roboter des Konzerns.
Die Crew-Mitglieder haben, bis auf die Teamleiterin, bereits neue Schiffe in Aussicht, Claire soll mit einem Schreibtischjob in der Konzernzentrale abgespeist werden. Ihr Traum, ein eigenes Raumfracht-Unternehmen zu gründen, ist ausgeträumt - der Kreditantrag wurde, wohl auch weil sie als psychisch labil gilt, abgelehnt.
Als die LINA ein schwaches Notsignal auffängt, streitet die Mannschaft zunächst, ob man dem Hilferuf überhaupt folgen soll. Für Claire ist es ein letzter Aufschub im All, so dass die LINA sich ins Unbekannte aufmacht und dort auf einen seit 20 Jahren verschollenen Luxusraumer stößt. An Bord eine tote Besatzung - und etwas Unbekanntes…
Sie kennen die „Alien“-Filme? Sie erinnern sich an den Slogan „Im Weltraum hört dich niemand schreien“? Wenn sie beides mit Ja beantworten und Fans der (ersten) Filme waren, dann könnte vorliegender Roman eine Empfehlung für Sie wert sein.
S. A. Barnes greift Motive aus den Kino-Blockbustern auf, wandelt diese und fügt etwas Eigenes hinzu. Dabei gelingt es der Verfasserin, uns Leser lange zweifeln und zappeln zu lassen. Sind die Eindrücke an Bord des havarierten Schiffes alles nur Einbildungen oder lauert etwas Reales im Dunkel des kalten, luftleeren Schiffs?
Zu der überzeugenden Beschreibung tragen nicht nur die glaubwürdige Darstellung des Lebens in der Weite des lebensfeindlichen Alls bei, sondern auch die Charakter-Zeichnung der Crew. Zwar weiß der Rezipient gleich ab dem ersten Kapitel, dass es mit Claire nur einen Überlebenden des Abenteuers geben wird, doch auf dem Weg zur Vernehmung der Teamleiterin begegnen uns Figuren, die ebenso interessant wie glaubwürdig und vielschichtig gezeichnet sind. Vielleicht liegt dies daran, dass die Autorin als Bibliothekarin viele gute Vorbilder gelesen und genossen hat, auf jeden Fall beherrscht sie die Zeichnung von Protagonisten und die glaubwürdige Darstellung derer Interaktionen.
Der „Rest“ ist spannend, faszinierend, beklemmend und angsteinflößend. Geschickt lässt Barnes Vieles im Unklaren, baut über Andeutungen auf die Phantasie der Leser. Wir folgen gebannt dem Geschehen, fühlen mit, wenn sie in die verlassenen Korridore des Schiffes vordringen, die Leichen finden, Geister sehen (oder auch nicht); hier bedient sich der Plot Stilmitteln, die wir aus Horror-Romanen kennen.
Allerdings sträuben sich die Handelnden oftmals ein Bisschen zu lange, Hinweisen zu folgen, Fakten anzuerkennen - hier leidet die innere Logik ein klein wenig.
„Dead Silence“ ist ein spannender, kurzweiliger Lesegenuss, der Elemente des Science-Fiction -Romans mit Horror-Sujets verbindet und dabei kurzweilig und spannend zu unterhalten weiß.