Mira Valentin: Gottesflüstern - Andorin 1 (Buch)

Mira Valentin
Gottesflüstern
Andorin 1
Titelbild: Alexander Kopainski
Drachenmond, 2024, Paperback, 330 Seiten, 16,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Seit Jahrhunderten haben sich die Drachen aus der Welt, die einst die ihre war, zurückgezogen. Mittlerweile leben und herrschen die Zweibeiner, die in ihren Intrigen, Machtspielen und Kriegen aufgehen.

Doch nicht wirklich alle gottesähnlichen Drachen haben die Welt verlassen. Eines der Wesen lebt tief unter der Erde in einem Labyrinth und wird vom Feuer des Berges umschmeichelt.

Ab und an flüstert der Drache eine Weissagung. Drei Religionen haben sich daher am Ort des Geschehens angesiedelt, um auf eine neue Botschaft zu warten. Bislang hofften sie vergeblich - doch dann dringt ein Flüstern aus den Stollen, eine Botschaft in der alten, fast vergessenen Sprache, deren Übersetzung die drei Hauptpriester vor gewaltige Herausforderungen stellt. So unterschiedliche die Prophezeiung in der jeweiligen Übersetzung auch aussieht, klar ist, dass eine Bedrohung auf die drei Völker Andorins zukommt, dass ein Opfer eines Drittgeborenen benötigt wird und dass der reichen und mächtigen Priesterklasse eine Beschneidung ihrer Pfründe droht.

Wir begleiten drei Menschen ins Reich des Drachen. Hinter der großen Mauer wurden diesem bislang verurteilte Verbrecher als Nahrung zugeführt. Nun sind Prinz Narcian, der Handwerker Kijan und die Kämpferin Yuma hier gestrandet - um die Hoffnung der Welt, die Prophezeiung des Drachen, zu ergründen…


Mira Valentin - klingelt da etwas bei Ihnen? Ja richtig, sie hat schon so Einiges von sich hören lassen. Zusammen mit Sam Feuerbach und Greg Walters etwa die „Schattenstaub-Trilogie“ (bene Bücher), mit den oben Genannten sowie Torsten Weitze und Bernhard Hennen dann die „Minen der Macht“-Trilogie (Tor) oder ihren Solo-Roman „Druidendämmerung“ (Tor) veröffentlicht - um nur ein paar Beispiele ihrer Fabulierfreude zu nennen.

Nun legt sie bei Drachenmond den Auftakt eines neuen Zyklus vor.

Dabei baut sie auf durchaus Bekanntes; wir haben, hmmm Drachen (na ja, zumindest erst mal einen), habgierige, machtversessene Priester, Propheten und Herrscher, unschuldige Opfer, Mörder und eine junge Frau, die ihre geschlechterspezifische Rolle einfach nicht akzeptieren will.

Dazu gesellt sich ein noch etwas diffus bleibendes Reich - oder doch deren drei -, ein umzäuntes Gehege, in dem unsere Protagonisten - als Helden mag ich sie nun wirklich nicht bezeichnen - versuchen, zu überleben.

Kommen wir also zu unseren Erzählern: ein arroganter Schönling von Prinz, der sich wahrlich nicht zu schade ist, seine Stellung zur Befriedigung seiner Lust skrupellos einzusetzen; ein treu-dummer Handwerker, dem die große Liebe vom Pfeil eines Meuchelmörders, der eigentlich sein Herz durchbohren sollte, genommen wird, und eine naive Emanze, die die Chancen, die ihr eröffnet werden, nicht nutzt, weil sie ihren ach so geliebten Bruder retten muss. Wie man sieht, absolut kein Helden-Material - und gerade deswegen interessant.

Es geht munter voran: da wird intrigiert, gefightet, verraten und ja auch, ab und an zumindest, triumphiert. Sprich, der Unterhaltungswert ist durchaus markant, das Tempo flott und das Buch nur zu bald beendet. Für Fans, die klassisch aufgezogene Fantasy-Abenteuer suchen, das dann doch ein klein wenig anders angesetzt ust, als erwartet, wäre das sicherlich einen Versuch wert.