Shannon Chakraborty: Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 30. Dezember 2023 13:38
Shannon Chakraborty
Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi
(The Adventures of Amina al-Sirafi, 2023)
Übersetzung: Kerstin Fricke
Panini, 2023, Paperback, 576 Seiten, 19,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Mit ihrer „Daevabad“-Trilogie wusste die amerikanische Autorin Shannon Chakraborty bereits zu fesseln, weil sie ihre Leidenschaft für Geschichte und Mythen des Vorderen Orients mit einem unterhaltsamen Abenteuer verband. Nun legt sie mit „Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi“ ein Buch nach, das bis auf die phantastischen Elemente auch ein Historischer Roman sein konnte.
Eigentlich hat sich die berühmt-berüchtigte Piratin Amina al-Sirafi zur Ruhe gesetzt, um ihre Tochter aufzuziehen, doch dann lockt eine fürstliche Belohnung. Sie soll die Tochter eines Kameraden retten - etwas, das die reife Frau nicht ausschlagen kann. Und so macht sie sich daran, ihre alten Gefährten aufzusuchen und mit ins Boot zu holen.
Gemeinsam stechen sie in See, um der mehr als vagen Spur eines Franken zu folgen, in dessen Gewalt das Mädchen sein soll, Schon bald stellt sich aber heraus, dass mehr hinter allem steckt und Amina ihre Vergangenheit einholt. Und auch das Übernatürliche streckt seine Klauen nach ihr aus.
Mit viel Liebe und Leidenschaft gestaltet die Autorin eine Welt, die es einmal gegeben hat, uns aber so fremd ist, wie eine erfundene Kultur. Denn die Heldin bewegt sich in einem Bereich, der im 12. Jahrhundert den meisten Europäern verschlossen war. Zwischen Rotem Meer und Indischem Ozean reist die Heldin von einer Küste zur anderen, und an dieser bis hinunter nach Madagaskar.
Dabei nimmt sie sich Zeit, die vielschichtige Kultur der arabischen Welt vorzustellen, in der Frauen mitnichten nur hinter die Mauern der Häuser verbannt waren, sondern durchaus auch Berufe ausüben konnten, die sie mit Menschen außerhalb ihrer Familie zusammenbrachten. Die Hauptfiguren mögen zwar erfunden sein, das tut dem Ganzen aber keinen Abbruch. Durch die ausführlichen Schilderungen braucht die Geschichte natürlich eine ganze Weile, um in Gang zu kommen. Denn jeder ihrer Kameraden hat eine eigene Geschichte und Lebenswelt.
Aber dennoch verliert die Geschichte nicht an Spannung, denn die Handlung lebt durch die Atmosphäre und die konsequent arabische Sichtweise und Sprechweise der Ich-Erzählerin. Und wenn sich dann nach und nach die Andeutungen und Hinweise verdichten, wird klar, wie alle seltsamen Geschehnisse zusammenhängen.
Das Ende ist in sich schlüssig und weiß zufrieden zu stellen. Die Figuren sind sauber ausgearbeitet und erhalten jede Menge Profil, so dass man mit ihnen fühlt und fiebert, denn sie bleiben authentisch menschlich, mit ihren Schwächen und Fehlern. Erfrischend dabei ist auch, dass die Helden alle im gestandenen Alter sind und die Jugend schon hinter sich gelassen haben - etwas, was heute in der Fantasy nicht mehr selbstverständlich ist.
„Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi“ ragt aus der Masse der heutigen Fantasy nicht nur durch das außergewöhnliche Setting hervor, sondern auch durch eine Heldentruppe, die nur auf dem ersten Blick den Klischees entspricht. Das Abenteuer mag ein wenig spät in Fahrt kommen, das stimmig exotische Ambiente macht das aber mehr als wett.