Berserk 35 (Comic)

Kentaro Miura
Berserk 35
Aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand
Titelbild und Zeichnungen Kentaro Miura
Panini, 2011, Taschenbuch, 228 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-86201-119-3

Von Christel Scheja

Nach einer längeren Pause ist nun Band 35 der Manga-Serie „Berserk“ erschienen. Das liegt einfach daran, dass man zur japanischen Ausgabe aufgeschlossen hat und dementsprechend lange warten muss, bis wieder genug Seiten zusammen sind. Die Serie gilt als eine der erfolgreichsten für Panini. Die neueste Ausgabe schließt nahtlos an Band 34 an.

Griffith und seine neuen Falken haben Imperator Ganishka besiegt, der dämonische Herrscher ist erschlagen worden. Doch mit seinem Tod weht ein magischer Wind über die Welt, der alles zu verändern beginnt. Wesen, die vorher nur Mythen und Legenden waren, erscheinen auf der Bildfläche, genauso wie eine magische Stadt: Falconia, die neue Hauptstadt der Welt. Guts und seine Freunde können nur ahnen, was in der Heimat vor sich geht. Sie sind auf dem Weg in die Heimat der Elfen, um Kjaskar in Sicherheit zu bringen. Denn der junge Krieger will nicht, dass seine Liebste, deren Geist bereits durch Gewalt und Grausamkeit zerbrochen wurde, noch weiter leidet. Auf seiner Reise haben sich ihm die junge Hexe Schielke, Farnese, die ehemalige Anführerin der „Ritter von der heiligen Kette“, und noch einige Adlige angeschlossen. Auch sie spüren den Wind und können sich zunächst keinen Reim darauf machen, doch das ändert sich, als plötzlich untote Seeräuber sie verfolgen, deren Verbündete bizarre Seemonster sind. Guts kann beiden erst einmal Einhalt gebieten, aber auf einer einsamen Insel mitten im Meer wird das Schiff erneut von seinem Schicksal eingeholt...

Die Mischung zwischen Fantasy und Horror funktioniert immer noch und hebt zusammen mit den sehr detaillierten und realistischen Zeichnungen, die eher an koreanische Manwhas erinnern, „Berserk“ aus der Masse der Action-Comics heraus. Nur eines hat die Geschichte inzwischen verloren – ihre Dynamik. Die Handlung ist episch und zeigt immerhin in diesem Band wieder die Richtung an, in die sie gehen wird, aber sie ist sehr langsam geworden und kommt quasi kaum von der Stelle. Altgediente Leser fiebern sicherlich schon lange der erneuten Konfrontation zwischen Guts und Griffith entgegen, doch wann diese kommen wird, steht noch in den Sternen. Zwar sind auch die Ereignisse auf dem Meer nicht ganz unspannend – aber Action allein genügt nicht, um auf Dauer zu fesseln.

Man merkt auch dieser Episode an, dass die Serie inzwischen ihren Höhepunkt überschritten hat, denn die Abenteuer der alten Falken hatten mehr Hand und Fuß, als die langsamen Entwicklungen heute. Auch bleiben die Figuren auf demselben Niveau wie zuvor und zeigen leider keine neuen Facetten ihres Wesens mehr. Es bleibt zu hoffen, dass sich das irgendwann wieder ändert, ein Schritt in die richtige Richtung durch die Konsolidierung des roten Faden wurde ja nun schon wieder getan – aber das ist nicht genug.

Der 35. Band von „Berserk“ ist zwar schon wieder ein wenig spannender und interessanter als sein Vorgänger, aber die Serie ist noch meilenweit von der Güte entfernt, die sie in den ersten zwanzig Ausgaben hatte. Wie immer werden auch diesmal in erster Linie die Fans bedient, die actionreiche Fantasy mit ordentlichen Horror-Elementen mögen.