Joseph Delaney: Der Albtraum des Geisterjägers - The Spook's 7 (Buch)

Joseph Delaney
Der Albtraum des Geisterjägers
The Spook's 7
(The Spook's Nightmare, 2010)
Übersetzung: Tanja Ohlsen
Titelbild: Alessandro Taini
Innenillustrationen: Patrick Arrasmith
Foliant, 2023, Paperback, 358 Seiten, 19,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Es kann immer noch schlimmer kommen - das ist ein wahres Wort, wie auch Alice, der Spook und Tom Ward leider feststellen müssen. Da sind sie gerade noch mit dem Leben aus Griechenland zurückgekehrt, da wird ihre Heimat auch schon von finsteren Invasoren bedroht!

Das Haus des Spooks wird mitsamt der einzigartigen Bibliothek darin niedergebrannt, die Angreifer blasen zur Jagd auf die Drei. Es ist Zeit, die Heimat zu verlassen und anderswo Schutz zu suchen.

So stechen sie zu einer kurzen Überfahrt gen Westen zur Insel Mona in See. Einer Insel, auf der ein streitsüchtiges Völkchen lebt, das diverse Buggans (Dämonen) beherbergt und wo die Flüchtlinge alles andere als willkommen sind. Wie sagt der Spook so treffend? „Flüchtlinge sind selten irgendwo willkommen. Es bedeutet, dass man zusätzliche Mäuler füttern muss“. Und so werden sie, kaum angekommen, von den Yeomen, den heimischen Kämpfern, gejagt. Die normalen Flüchtlinge werden über die See zurückverfrachtet, die magisch Begabten Wesen grausam gefoltert und als Futter für die Buggans missbraucht.

Als der Schamane Lord Barrule unsere Drei gefangennimmt, steht ein Kampf an: Tom gegen seine Alice, dazu dann noch die ebenfalls auf die Insel geflüchtete Hexe Knochenlizzie, eine Gemengelage, die verspricht, dass es dramatisch, gefährlich, ja tödlich zugehen wird…


Im Original 2010 erschienen, greift der Roman ein höchst aktuelles Thema auf: Flüchtlingsbewegungen aufgrund von Krieg. Etwas, das uns seit Jahren beschäftigt, das letztlich dazu geführt hat, dass das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlassen hat, das die rechten Parteien überall in der EU massiv stärkt und die Gemeinschaft vor eine Zerreißprobe stellt - von der Trump‘schen Mauer zu Mexico wollen wir einmal gar nicht reden.

Kann man es Flüchtlingen übelnehmen, wenn sie in Lebensgefahr vor Krieg und Bedrohungen fliehen? Die Antwort ist einfach: nein, natürlich nicht. Und dennoch bedeuten Flüchtlinge für die Länder, in die sie migrieren, immer auch Unruhe, logistischer Aufwand und Kosten. Dass dies in einer archaischen Kultur bereits genauso ablief wie heutzutage, zeigt uns Delaneys siebter Spook- Roman deutlich auf. Die beschriebenen Reaktionen gleichen verblüffend dem, was wir aus den Nachrichten kennen; da wird Flüchtlingen mit Ablehnung, mit einem Generalverdacht gegenübergetreten, da werden diese zurückgeschickt, verfolgt und als einfache Opfer für Ausnutzung und Missbrauch angesehen.

Verpackt hat der Verfasser dies in eine kurzweilige, spannende Handlung, die vorliegend als deutsche Erstveröffentlichung erscheint. Dabei hat der Verleger wiederum keinen Aufwand gescheut; die kongenialen Innenillustrationen der englischsprachigen Ausgabe sowie das Original-Titelbild in geprägter Spot-Lackierung wurden genutzt, auch die Übersetzerin der ersten Romane konnte erneut für die stilechte Übertragung des Romans gewonnen werden.

Mit inkludiert hat Delaney natürlich auch weiterhin die zarten Bande zwischen unserer Hexe und ihrem mehr und mehr erwachsen werdenden, angehenden Spook. Dieser übernimmt immer mehr Verantwortung für sich selbst und andere, hat mit sich, wie mit den Gegnern, so jede Menge zu tun.

Das Tempo bleibt hoch, der Spannungsbogen dramatisch und straff, der Plot selbst interessant, so dass ich auch dieses Mal eine klare Lese-Empfehlung aussprechen kann. Das Beste: Der nächste, der achte Band von im Original 18 Büchern (inklusive Ablegern und Storybänden) ist bereits angekündigt!