Shelley Parker-Chan: She Who Became the Sun - Der Strahlende Kaiser 1 (Buch)

Shelley Parker-Chan
She Who Became the Sun
Der Strahlende Kaiser 1
(She Who Became the Sun, 2022)
Übersetzung: Aimée de Bruyn Ouboter
Cross Cult, 2023, Taschenbuch, 512 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Fernöstliche Popkultur hat im Westen auch das Interesse an der Geschichte Chinas und der umliegenden Länder geweckt. Vor allem junge Autoren, die im Ausland geboren sind, nehmen sich der Vergangenheit ihrer Wurzeln an und garnieren das Ganze auch noch mit einem ordentlichen Schuss Fantasy, wie sich auch an dem hier vorliegenden ersten Band „She Who Became the Sun“ der Dilogie „Der Strahlende Kaiser“ zeigt.

 

Eine Hungersnot tötet nach und nach die Bewohner eines kleinen Dorfes in Südchina. Dennoch sucht ein verzweifelter Vater einen Seher auf, um die Zukunft seiner überlebenden Kinder deuten zu lassen. Der sagt dem Sohn Zhu Chongba eine strahlende Zukunft voraus. Das Mädchen geht leer aus. Aber genau die ist es, die nur wenige Monate später ihr Schicksal in die Hand nimmt und in die Rolle ihres Bruders schlüpft. Sie findet unerkannt Zuflucht in einem Kloster und wird viele Jahre später, als sich revolutionäre Kräfte gegen die Mongolen erheben, die immer noch über das Land herrschen, zum Zünglein an der Waage.

 

Den Bauernjungen, der sich zum General hochkämpfte und später sogar der erste Kaiser der Ming-Dynastie wurde, nachdem er die Mongolen-Herrscher gestürzt hatte, gab es wirklich. Literarische Freiheit ist es allerdings, ihn in eine junge Frau zu verwandeln, die wie alle Mädchen von ihrem Leben erst einmal nichts zu erwarten haben.

Nüchtern beschreibt die Autorin den frühen Lebensweg der Heldin, die nicht besonders viel zählt, aber dennoch von einem eisernen Willen beseelt ist. Sie soll aber nicht die einzige Frau in der Geschichte bleiben, die von dem Kampf gegen die Fremdherrscher berichtet. Und natürlich spielen auch jede Menge Intrigen unter den Fürsten eine Rolle, die sich gegen die Mongolen erheben. Das macht es für Zhe besonders gefährlich, für den Leser aber auch recht spannend. Und es scheint bewusst so zu sein, dass Gefühle weitestgehend ausgeklammert werden. Denn die Heldin ist nicht strahlend, sondern konsequent und manchmal auch grausam in ihrer Handlungsweise. Hier passt sie sich aber nur ihrem Umfeld an, das nicht nur von den Frauen, sondern auch den Männern die Einhaltung bestimmter Regeln verlangt.

Die Mischung aus chinesischer Kultur und einem Hauch von Leidenschaft macht wohl die Würze der Geschichte aus, die in gewissem Maße vorhersehbar ist, da sie von der Historie vorgegeben ist, und zumindest den Aufstieg der Heldin glaubwürdig wiedergibt. Sympathisch wird sie dadurch nicht, wohl aber recht interessant, was Lust auf Mehr macht.

Das Buch findet ein halbwegs in sich geschlossenes Ende, aber es bleiben auch noch genug Handlungsstränge offen, um die Geschichte ansprechend weiterzuerzählen und abzuschließen. Magie gibt es nur wenig, dafür aber umso mehr Action und Intrigen.

„She Who Became the Sun“ spielt mit historischen Ereignissen, verändert sie aber genug, um Leser immer wieder mit Kleinigkeiten zu überraschen. Das exotische Setting sorgt für einen Hauch von Fantasy, genauso wie die Kämpfe und Intrigen, die durchaus auch Fans von „Game of Thrones“ begeistern könnte.