Emma Törzs: Ink Blood Mirror Magic (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 15. Oktober 2023 09:43

Emma Törzs
Ink Blood Mirror Magic
(Ink Blood Sister Scribe, 2023)
Übersetzung: Diana Bürgel
Piper, 2023, Hardcover, 560 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Es gibt sie, die Magie. Auch wenn in unserer hochtechnisierten Welt nichts darauf hindeutet: alte Bücher, von Menschen mit dem Talent mittels Blut und Kräutern geschrieben, vermögen Unerklärliches, ja Magisches zu vollbringen.
Abe Kalotay hütet, seitdem er denken kann, ganz dem Familienerbe folgend, solche Bücher. Bücher, die wertvoll sind, Bücher, die man für viel Geld verkaufen könnte, Bücher aber auch, die Gefahren bergen.
Und damit meine ich nicht nur, dass zwielichtige Sammler und eine Organisation, die sich Bibliothek nennt, hinter solchen Kladden her sind - her, wie in Einbruch, Erpressung, Diebstahl. Nein, wenn man das falsche Buch öffnet, dann kann es sein, dass dieses einem wortwörtlich das Blut aussaugt - der tote, blutleere Körper Abes in der Einfahrt seines einsam gelegenen Hauses legt beredt Zeugnis davon ab.
Joanna, seine Tochter, übernimmt die Aufgabe, über die Bücher zu wachen. Dass sie nebenher versucht hinter das Geheimnis zu kommen, wie man solche Bücher schreibt, ist zwar nachvollziehbar, aber nicht sonderlich geschickt.
Währenddessen ist ihre Halbschwester Esther einmal mehr in der Welt unterwegs. Ihr Vater warnte sie einst, dass diejenigen, die ihre Mutter erschossen, auch hinter ihr her seien. Sie muss, um diesen zu entgehen, jedes Jahr am 2. November ihren Wohnsitz oder Aufenthalt wechseln. Leidvoll musste sie erfahren, dass die Warnung ernst zu nehmen ist; jetzt ist sie in einer Forschungsstation in der Antarktis, frisch verliebt - und bemerkt, dass sich mit der neuen Besatzung ein Magier eingeschlichen hat. Sie weiß, sie muss weg, auch wenn sie dies nicht will. Dann nimmt ein Fremder über einen Spiegel Kontakt auf: ein junger Mann, der in den Diensten der Bibliothek steht.
Was ist dies für ein toll aufgemachtes Buch, das uns Piper hier kredenzt? Hardcover-Einband in Lila gehalten, dazu Rundumfarbschnitt, der das Covermotiv aufgreift – man merkt, dass sich der Verlag viel von dem Titel verspricht.
Der Inhalt lässt sich unschwer in das Subgerne der Urban Fantasy einordnen. Zwar gibt es hier weder Vampire noch Werwölfe, dafür aber Magier und zauberfähige Bücher. Überrascht hat mich, dass im Roman die Romance keine wirklich große Rolle spielt. Ja, es gibt Beziehungen, aber die Verfasserin konzentriert sich erfreulicherweise eher auf die Mysterien um die Bücher, als auf die Gefühlswelt ihrer Protagonisten.
Im Buch selbst wechseln sich drei Handlungsstränge ab; die beiden auch charakterlich so ungleichen Halbschwestern sowie Nicholas, der Schreiber.
Aus der jeweiligen Sicht lernen wir die geheime Welt der Bücher und Buchkäufer kennen, müssen mit ihnen auf die Entdeckungsreise dieser gefährlichen Welt gehen. Thematisiert werden darüberhinaus Dinge wie Vertrauen, Familie und Verantwortung - letztere nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere oder, wie vorliegend, als Hüter für etwas Gefährliches.
Das ist zwar nicht gänzlich neu, aber geschickt aufgezogen. Die Leser werden, nach einem etwas geruhsamen Beginn, spannend und abwechslungsreich unterhalten - gelegentliche Sprünge und kleinere Ungereimtheiten darf man getrost außer Acht lassen.