Ich, der Drache 1: Das Ende der Schöpfung (Comic)

Ich, der Drache 1
Das Ende der Schöpfung
Serie: Ich, der Drache, Band 1
(Moi Dragon: La Fin de la Genèse)
Text & Artwork: Juan Gimenez
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2011, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-204-4

Von Frank Drehmel

In der Festungsstadt Rosentall, Sitz des der königlichen Familie von Ferona, stehen die Festlichkeiten anlässlich des Geburtstags von König Fernando Belmonth kurz bevor. Unter den Gästen, die von weither herbeiströmen, befindet sich sowohl Prinz Rob von Norfolken, der seine Stelle als Ratgeber und Waffenspezialist am Hofe antreten soll, als auch eine Gauklertruppe, unter deren Mitgliedern sich die kurz vor ihrer Niederkunft stehende Valka befindet.

Die Festivitäten verlaufen im Großen und Ganzen entspannt, auch wenn sich Prinz Jorkin Belmonth unter Alkoholeinfluss zu unüberlegten Äußerungen hinreißen lässt; Rob und Prinzessin Silvia kommen sich näher, die Gaukler unterhalten die Gäste mit Kunststücken und Valka entbindet in einem Flügel des Schlosses einen Sohn. Doch über allem schwebt eine dunkle Bedrohung. Nicht nur, dass der alte weibliche Drache Mandragon, welcher in einem nahegelegen Vulkan schlief, erwacht ist, sondern vor den Toren der Stadt taucht Mate Trofen Bronk, eine ferne Verwandte der königlichen Familie, mit einem riesigen Heer und zahlreichen Belagerungsmaschinen auf, kaum dass die Feier beendet ist und verlangt, dass man ihr kampflos die Stadt überlasse, sollte sie Fernando in einem Duell besiegen. Und das sind nicht die einzigen Gefahren: ein infames Verbrechen innerhalb der Mauern, für das mutmaßlich Jorkin verantwortlich zeichnet, führt dazu, dass Valka, getrieben von Hass und Trauer, unglaubliche Kräfte entwickelt, die an ihrer Menschlichkeit zweifeln lassen.

Juan Gimenez dürfte vielen Comic-Lesern als Autor und Künstler bekannt sein, dessen Œuvre vornehmlich Science Fiction-Storys umfasst. Mit „Ich, der Drache“ belegt er nun nachdrücklich, dass er auch in der heroischen Fantasy zu Hause ist, wobei sein künstlerischer Ansatz, mit dem leicht unruhigen, zum Teil fast schon ins Skizzenhafte abgleitenden Strich und der changierenden, den Flächen eine lebendige Textur verleihenden Koloration zu Fantasy meines Erachtens sogar generell besser passt, als zur Science Fiction. Das bedeutet, am Artwork gibt es nichts auszusetzen, hat man sich erst einmal mit der sehr eigenen und Gimenez-typischen, leicht starren und starrenden Darstellung der Augenpartien aller Protagonisten arrangiert.

Auch in Bezug auf die Story gibt es Erfreuliches zu berichten. Zunächst einmal ist die Erzählperspektive bemerkenswert: der zu Beginn noch ungeborene Sohn Valkas tritt als allwissender Ich-Erzähler auf, was den Leser in eine emotionalen Nähe zu den Figuren zwingt. Darüber hinaus ist die Geschichte munter inszeniert, mit vergleichsweise interessanten Figuren, Wechseln der Perspektive, offenen Handlungsbögen, ungelöste Rätsel, Emotionen und Action, so dass sich das Ganze – auch wenn es der Story noch an echter Originalität mangelt – als gefälliger Lesespaß entpuppt.

Fazit: Überzeugend visualisierte, gefällig und munter inszenierte, abenteuerliche Heroische Fantasy, die belegt, dass Gimenez nicht nur in der Science Fiction zu Hause ist.