Kirsten Harder: Hilfe, meine Eltern rocken nicht! (Buch)

Kirsten Harder
Hilfe, meine Eltern rocken nicht!
2023, Paperback, 296 Seiten, 9,90 EUR

Rezension von Christel Scheja

Kirsten Harder wuchs in Norddeutschland auf, lebt aber heute in Berlin, nachdem sie sich auch eine Weile in den Rocky Mountains in den USA herumtrieb. Deshalb weiß sie auch, wovon sie in ihren romantischen Komödien schreibt. In ihrem neuesten Roman geht es allerdings weniger um die Liebe als um die Probleme eines heranwachsenden Teenagers, denn: „Hilfe, meine Eltern rocken nicht!“


Lisa fühlt sich überhaupt nicht wohl in ihrer Haut, vor allem jetzt, wo die Eltern planen, zu der Oma nach Berlin zu ziehen und nicht länger in der bayrischen Provinz zu verbleiben. Es ist ja ohnehin schon schlimm, dass die ganze Familie ihr Geld als „Die Glottertaler“ verdient und in der Volksmusikszene bekannt und berüchtigt ist - aber jetzt in Berlin wiegt das umso schlimmer. Denn Lisa will cool wirken und endlich aus dem übermächtigen Schatten der Eltern treten. Sie will viel lieber in einer Rockband spielen und tut alles, um zu verheimlichen, was ihre Eltern so treiben, um Thommy und seiner coolen Schulband näher zu kommen und sich ihren Traum zu erfüllen.

 

Natürlich ist das beschriebene Szenario überspitzt und hat nur begrenzt mit der Wirklichkeit zu tun, aber das stört bei der abgedrehten Familienkomödie aus der Sicht einer Dreizehnjährigen auch nicht, denn auch wenn man schon lange nicht mehr in dem Alter ist, so kann man doch wunderbar nachvollziehen, wie peinlich Lisa das alles findet, vor allem ihre Eltern, die voll das Klischee auf der Bühne ausleben.

Doch wie das Leben so spielt, so ist doch auch der Umzug nach Berlin ein Aufbruch, der nicht nur von einer witzigen Austauschschülerin aus Alaska begleitet wird, sondern auch mit den Ärgernissen, die jeder Teenager kennt. Denn in der Schule erwarten sie nicht nur nervige Lehrer sondern auch zickige Mitschüler.

Das Ganze wird witzig und unterhaltsam in Szene gesetzt. Man bekommt immer wieder etwas zum Lachen und Schmunzeln, die Ideen sind abgedreht, manchmal überdreht, aber sie geben auch ein paar Wahrheiten wider. Die Figuren gehen zwar nicht in die Tiefe, sind aber liebevoll genug ausgearbeitet, um Sympathie und Abneigung zu entwickeln und mit der Heldin zu fiebern. Denn immerhin ist ihr Weg von einigen Überraschungen gesäumt.

Heraus kommt eine Geschichte, die nicht nur junge Leser ab zehn Jahren ansprechen kann, sondern auch Erwachsenen viel Spaß machen dürfte, denn die Autorin haut keine Altersgruppe in die Pfanne oder erklärt sie zum Feindbild, eher im Gegenteil. Sie macht deutlich, dass auch die Erwachsenen durchaus andere Wege gehen können, wenn sie nur wollen. Das Ende ist jedenfalls wohlverdient.

„Hilfe, meine Eltern rocken nicht“ ist eine Familienkomödie für Jung und Alt, die munter Klischees auf den Kopf stellt und liebevoll von neuen Chancen und Möglichkeiten erzählt, die nicht nur Teenagern gefallen dürfte, sondern auch der erwachsenen Generation ihrer Eltern. Dabei kommt der Humor jedenfalls nicht zu kurz, so dass der Roman einfach nur zum Wohlfühlen ist.