Alain Mabanckou: Das Geschäft der Toten (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 24. August 2023 17:50
Alain Mabanckou
Das Geschäft der Toten
(Le commerce des Allongés, 2022)
Übersetzung: Holger Fock und Sabine Müller
Liebeskind, 2023, Hardcover, 270 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Liwa Ekimakingai wacht plötzlich und natürlich höchst unerwartet auf, als eine unsichtbare Kraft ihn aus seinem Grab an die Oberfläche des Friedhofs katapultiert. Das letzte, an das er sich erinnern kann ist, dass er in einem Nachtclub in Point-Noire eine Frau kennen gelernt und diese nach Hause begleitet hat. Das nächste, nach dem Filmriss, ist der Friedhof Frère-Lachaise - doch was passierte dazwischen, mal abgesehen von dem Leichenzug, der seinen unbelebten Körper, geschultert von großgewachsenen Männern mit glänzenden Schuhen, durch die Straßen der Stadt getragen hat?
So nach und nach kommen ihm Erinnerungen; - Reminiszenzen an sein Leben im Afrika der Jetztzeit, in dem er gar skurrile Menschen kennengelernt hat und sich fragt, wie er denn nun in seiner neuen Heimat gelandet ist…
Als ich die Informationen vom Verlag zum Buch gelesen hatte, dachte ich zunächst, dass ich einen phantastischen Roman goutieren würde. Ein Verstorbener erwacht, nachdem er zu Grabe getragen wurde, zu neuer Existenz, denkt über sein Leben nach und versucht die Umstände seines Todes zu recherchieren.
Im Zentrum des Plots steht aber weder das Wie und Warum dieser erneuten Bewusstwerdung nach dem Tode, sondern mehr das Bild einer für uns Westler ganz ungewöhnlichen Welt. Eine Welt, in der uns skurrile Figuren begegnen, eine Welt, die von ihren Verhaltensmustern, ihren Überzeugungen so ganz anders ist, als wir dies aus unserer eigenen Erfahrung kennen.
In den kurzen Kapiteln bekommen wir so Einblick in das für uns so ungewohnte, und damit mega-interessante Leben, das Denken der dort Lebenden und werden dabei ebenso augenzwinkernd wie ernsthaft unterhalten.