Bernard Beckett: Das neue Buch Genesis (Buch)

Bernard Beckett
Das neue Buch Genesis
Genesis (2009)
Aus dem Englischen von Christine Gallus
script 5, 2011, Taschenbuch, 172 Seiten, 5,95 EUR, ISBN 978-3-8390-0128-8

Von Gunther Barnewald

Die junge Anaximander steht vor einer Prüfungskommission, die über ihr weiteres Leben entscheidet. Dort soll sie über das Leben des Adam Forde berichten, der ein prominenter Rebell war. Als die Welt nach 2040 begann zu kollabieren, sich Krieg und künstliche Krankheiten verbreiteten, hatte sich eine Gruppe Menschen auf eine größere Inselgruppe weit weg von den Großmächten zurüc gezogen und sich gegen alle Einflüsse abgeschirmt.

Dort errichteten sie ein totalitäres Regime und töteten alle Eindringlinge von außen gnadenlos, wenn diese an den Grenzen der Insel, dem großen Meereszaun, ankamen. Künstlich gezeugte Kinder wurden gemeinschaftlich in Krippen großgezogen und früh indoktriniert. Eines von ihnen war Adam Forde, der 2058 geboren wurde, und im Rahmen seines Wachdienstes am Meereszaun eine junge Flüchtende verschonte und seinen Kollegen dafür tötete. Als sein Verbrechen kurz darauf entdeckt wurde, verurteilte man ihn zur Haft unter gewissen Auflagen, denn er sollte sich dort mit einer neuen, gerade erschaffenen Maschinenintelligenz namens Art auseinandersetzen. Dieser Robotertyp sollte dereinst einmal die Menschen bei der Arbeit entlasten.

Bei dem ersten Experiment mit künstlicher Intelligenz hatte es jedoch Tote gegeben, weshalb man nun auf einen Strafgefangenen zurückgreift, welcher sich mit dem neuen Roboter auseinander setzen soll. So beginnt ein langer Disput zwischen Adam und Art über echtes Leben, Seele und Bewusstsein. Dies alles soll die junge Anax den Prüfern interpretieren, weshalb sie sehr nervös ist. Zum Glück weiß sie nicht, dass viel mehr von dieser Prüfung abhängt. Denn der zukünftige Staat hat wichtige Informationen unterschlagen, die Anax erst gegen Ende der Prüfung erfährt. Ein monströses Geheimnis, welches alle Interpretationsversuche schlagartig ändert...

Becketts wohltuend kurzer Roman wartet gegen Ende der Geschichte mit zwei handfesten bösen Überraschungen auf, die einige Leser schockieren dürften. Zwar kann man einen Teil des Plots durchaus nach etwa 100 Seiten erahnen, der Autor serviert die beiden Offenbarungen jedoch mit viel Geschick und knallhart hintereinander weg, so dass dem ein oder anderen Leser die Spucke wegbleiben dürfte. Dies entschädigt auch für die manchmal etwas dröge wirkende Handlung, die der konstruierten Prüfungssituation geschuldet ist. Und warum man mit den Protagonisten nicht so richtig warm wird ... tja, das wird am Ende der Geschichte dann auch erklärlich.

Ein starkes kleines Buch, ungewöhnlich in Konzeption und Ausführung, welches mit seinem rabenschwarzen Ende einen wohltuenden Kontrapunkt setzt zum Happy-End-Einerlei vieler anderer Romane.

Auch wenn „Das neue Buch Genesis“ nicht durchgängig spannend ist, so ist es durch seine Kürze in Verbindung mit dem wichtigen hier angesprochenen Thema unbedingt empfehlenswert.