Andreas J. Schulte: Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs (Buch)

Andreas J. Schulte
Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs
Emons, 2023, Paperback, 288 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der 1965 geborene Andreas J. Schulte wurde zwar in Gelsenkirchen geboren, lebt aber heute mit seiner Familie bei Andernach. Einen Namen hat er sich durch das Verfassen einiger historischer und Eifelkrimis gemacht. Mit „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ widmet er sich nun einer schillernden Figur des Hochmittelalters und ihrem Umfeld.


Im Spätsommer 1151 wird Hildegard von Bingen gebeten, in das Kloster Disibodenberg zu kommen, um dort den Verhandlungen um die Nachfolge König Konrads beizuwohnen. An ihrer Seite ist Elisabeth, eine junge Novizin, die noch nicht lange unter den Schwestern weilt, aber schon aufgefallen ist. Denn das Mädchen hat nicht nur eine außergewöhnliche Ausbildung erhalten, sondern auch die Entschlossenheit, ihrer Äbtissin aktiv beizustehen, als im Kloster mehrere Morde geschehen und man ausgerechnet Hildegard verdächtigt, die Taten begangen zu haben.

 

Eigentlich ist das Buch eher ein Etikettenschwindel, denn auch wenn Hildegard eine wichtige Figur des Romans ist, so steht doch eher die junge Elisabeth im Mittelpunkt, die eigentlich gar nicht ins Kloster gehen wollte, aber letztendlich auch nicht die Wahl hat, wenn sie ihre Freiheit bewahren will. Denn immerhin bringt sie etwas mit, was nicht viele Frauen ihres Standes in dieser Zeit besitzen. Durch besonders liberale Eltern hat sie nicht nur eine so umfassende Bildung erhalten wie ihre Brüder, sondern sich auch einen starken Willen erhalten, der sie immer wieder aktiv handeln lässt.

Dennoch bleibt sie mehr oder weniger im Rahmen des Erlaubten und findet auch Männer, denen das mehr als imponiert. Der Autor schafft so eine Figur, die durchaus glaubwürdig ist und wie Hildegard von Bingen beweist, dass man die Rolle einer Frau nicht unbedingt nur auf Kinder, Küche und Kirche reduzieren darf.

Die Handlung der Geschichte ist frei erfunden, fügt sich aber auch glaubwürdig in den historischen Hintergrund ein und bietet zudem das passende Ambiente. Die Zeit und der Ort werden farbenprächtig zum Leben erweckt.

Der Roman nimmt sich Zeit, das Szenario aufzubauen und die Figuren vorzustellen, aber auch schon am Anfang fallen wichtige Hinweise, die sich am Ende gelungen zusammenfügen und auch die Kriminalgeschichte abrunden. Die Figuren sind bis hin zu den unbedeutenden Nebenfiguren gut durchdacht und ebenfalls glaubwürdig, man merkt, dass sich der Autor Zeit genommen hat, alles genaustens zu recherchieren.

„Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ mag zwar eine erfundene Geschichte erzählen, bietet aber spannende Unterhaltung mit Intrigen und Abenteuer und nicht zuletzt auch vielschichtige Figuren und ein angenehm glaubwürdiges Ambiente, das Lust auf Mehr macht.