Kyle Lukoff: Wovon ich träume (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 20. Mai 2023 10:39
Kyle Lukoff
Wovon ich träume
Woow Books, 2023, Hardcover, 208 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Kyle Lukoff arbeitete lange als Buchhändler und Schulbibliothekar, bevor er sich dazu entschied freischaffender Autor zu werden und sich dabei vor allem auf Kinder- und Jugendbücher spezialisierte. „Wovon ich träume“ behandelt ein ganz besonderes Thema und wendet sich an Leser ab zehn.
Ein Sommer voller Veränderungen steht an, denn Moira und Mücke verlassen nicht nur die Grundschule, sondern entwickeln sich auch weiter. Erstere will sich passend auf die neue Schule vorbereiten und probiert nicht nur mädchenhaftere Kleidung aus, sondern auch Schminke und überlegt, welche Jungs süß aussehen. Mücke kann mit diesem Mädchenkram nichts anfangen. Vor allem weil sie immer noch den Tod ihres geliebten Onkels betrauert. Gerade jetzt beginnt es auch in ihrem Haus zu spuken, denn unheimliche Dinge gehen vor sich. So will Mücke den Erscheinungen auf den Grund gehen und entdeckt schon bald, dass es an etwas ganz anderen als einem Geist liegt.
Die Geschichte beginnt mit zwei Mädchen, die auf der Schwelle zur Pubertät stehen. Während die eine ganz und gar den üblichen Rollenklischees verfällt, hadert Mücke damit, kann sie doch mit hübschen Kleidern, Make-up und dem Schwärmen für hübsche Jungs so gar nichts anfangen. Es kriselt zwischen ihr, ihrer Freundin und auch dem Umfeld, als sie herauszufinden versucht, was los ist - zugleich aber auch durch seltsame Begebenheiten um sie herum aufgeschreckt wird. Bis sie endlich begreift, was wirklich los ist.
Sehr feinfühlig und auch nachvollziehbar beschreibt der Autor, wie sich Mücke dagegen wehrt, in eine Rollenidentität gedrängt zu werden, die einfach nicht passen will. Die Erkenntnis kommt dann aber endlich mit einem Wumms.
Es braucht solche unaufdringlichen und vorsichtigen Büchern, die jungen Leserinnen und Lesern nicht nur das Verständnis für Trans-Menschen näher bringt, sondern auch, wie sich diese fühlen müssen, wenn sich die Veränderungen abzeichnen.
Die Handlung selbst mag vielleicht wenig überraschend sein und sich manchmal etwas ziehen, der Autor aber trifft immer den richtigen Ton und schafft es so vielleicht, mehr Verständnis zu wecken, auch im Umfeld. Daher bietet es sich auch an, wenn Eltern und andere Erwachsene einen Blick riskieren, gerade wenn sie sich über solche Dinge noch keine Gedanken gemacht haben oder machen wollten.
„Wovon ich träume“ ist ein interessantes Kinderbuch, das jungen - aber auch erwachsenen - Lesern lebensnah und glaubwürdig näher bringen kann, wie sich Kinder in der Lebensphase fühlen müssen, in der sie selbst erkennen, dass sie ein anderes Geschlecht haben als körperlich vorgegeben. Das Buch ist ein Pladoyer, diesen trans Kindern offen und verständnisvoll entgegen zu treten und sie entsprechend respektvoll zu behandeln.