Ellen Norten: Jamila tanzt! (Buch)

Ellen Norten
Jamila tanzt!
Titelbild: Rainer Schorm
p.machinery, 2023, Paperback, 246 Seiten, 16,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ellen Norten ist uns als kundige Herausgeberin so mancher unterhaltsamen Anthologie ein Begriff. Vor Kurzem erst hat sie sich, zusammen mit Michael Siefener und Andreas Fieberg, Meriten verdient, indem sie das legendäre Periodikum „Daedalos“ reaktiviert hat und künftig neue Ausgaben vorlegen wird. Auch als Verfasserin interessanter, oft augenzwinkernder Kurzgeschichten ist sie uns bekannt.

Nun legt sie bei p.machinery ihren ersten Roman vor. Nur ist das Gebotene zwar ein Werk, dessen Handlung sich linear entwickelt, doch ein „normaler“ Roman-Plot ist es nicht geworden.

Norten sucht und findet ihren eigenen Weg. Dabei bewegt sie sich weit abseits der bekannten, ausgetretenen Pfade, wildert eher im Reich der Scheherazade und von 1001 Nacht, als dass sie uns Weltraumflotten oder extraterrestrische Expeditionen vorstellt. Nie steht bei ihr eine fortschrittliche Technik im Zentrum, die Reise in fremde Welten und unbekannte Reiche passieren, werden auch nicht irgendwie erklärt, sondern dienen der Charakterisierung ihrer Figuren und dem Vorantreiben der Handlung, die sie um diese gewebt hat.


Im Zentrum stehen zwei Menschen: Jamila, die Tänzerin, und Hassan, ihre große Liebe. Dass Hassan „dank“ eines Familienfluchs, wie alle männlichen Nachkommen seines Großvaters, als Ziegenbock zur Welt kommt, wird uns im Verlauf der Handlung erklärt. Eben jener Opa, ein begnadeter Goldschmied, wie alle seiner Abstammung, war mittelbar dafür verantwortlich, dass die schwangere Gemahlin des Königs vergiftet wurde - zur Strafe wurden er und seine Nachkommen verflucht.


Zunächst getrennt machen Jamila und Hassan sich auf, die Welten zu erforschen, sich selbst zu suchen und zu finden und dann gemeinsam auf Abenteuer zu gehen. Immer liegt der Fokus der Verfasserin, trotz aller gefährlichen Situationen, auf ihren Protagonisten, auf deren Gefühlswelt. Dass die Autorin eine orientalische Kulissen gewählt hat, trägt zum Zauberer ihrer Geschichte(n) bei.

So liest sich der Roman ein wenig geruhsamer, als viele der angesagten SF-Titel. Die Magie spielt immer eine Rolle, so dass ich das Buch tendenziell eher bei der Fantasy, als der SF einordnen würde. Doch Label sind unnötig, steht das Werk doch für sich, verzaubert mit seinen Bühnen, seinen dramatischen Abenteuern sowie den markanten Figuren und liest sich angenehm.