Grimms Märchen 11 (Hörspiel)

Grimms Märchen 11

Das tapfere Schneiderlein - Der Frieder und das Katherlieschen - Die drei Männlein im Walde

Gebrüder Grimm & Marc Gruppe

Sprecher: Peter Weis, Jens Wawrzcek, Ingeborg Kallweit u.a.

Titelbild: Ertugrul Edirne

Titania Medien, 2023, 1 CD, ca. 81 Minuten, ca. 10,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Das Markenzeichen der Hörspiel-Adaptionen von „Grimms Märchen“ von Titania Medien ist wohl, dass man sich bemüht, die Geschichten in einer Fassung wiederzugeben, wie sie noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzählt wurden, ohne Verharmlosungen und moralische Änderungen.


„Das tapfere Schneiderlein“ ist ein rechter Schelm, der es regelrecht ausnutzt, als er sieben Mücken auf einen Streich erschlägt. Deshalb zieht er auch in die Welt hinaus, um Abenteuer zu erleben.
„Der Frieder und das Katherlieschen“ sind ein sehr gegensätzliches Paar. Während der Mann genau weiß, was er will, träumt sich seine Frau durch den Tag und tut nur das, was ihr spontan in den Sinn kommt; was in wahres Chaos ausartet.
„Die drei Männlein im Walde“ sind Wesen, die ihre Besucher genau beobachten und diejenigen zu belohnen wissen, die treu und redlich sind, aber in ihrem Zorn auch ganz anders sein können.

 

Von den Märchen ist wohl „Das tapfere Schneiderlein“ am bekanntesten, gehört die Geschichte doch eher zu den heiteren Schelmenstücken, in denen die Hauptfigur am Ende gut davon kommt und sein Glück macht.

Interessant hingegen ist die zweite Geschichte, denn dem Katherlieschen würde man heute vermutlich eine psychische oder geistige Behinderung attestieren, hier ist sie eher der liebenswerte Simpel, der ganz seiner Spontanität folgt und bei dem ganzen Schaden, den es anrichtet, auch Gutes tut. Daher ist das Ende auch eher wohlwollend als böse.

Und die drei Männlein bekommen es als magische Wesen einmal wieder mit dem redlichen Waisenmädchen, der intrigant-grausamen Stiefmutter und einer so faulen wie bösartigen Stiefschwester zu tun. Wie das ausgeht, ist selbstredend.

Faszinierend ist vor allem das mittlere Märchen, denn Herma Koehn spricht das Katherlieschen mit einer Inbrunst, dass es eine Freude ist, ihr zuzuhören und mit dem liebenswert-simplen Charakter zu fiebern, der gleichzeitig lustig und bemitleidenswert ist, aber erstaunlich viel Freundlichkeit entgegengebracht bekommt. Etwas vorhersehbar ist natürlich die dritte Geschichte, aber auch hier verkörpern die Sprecher ihre Figuren so gut, dass man diesen ihr Schicksal am Ende gönnt. Und nicht zuletzt erweist sich „Das tapfere Schneiderlein“ als eine heitere und amüsante Einführung.

Wieder einmal sind die Geschichten gelungen und glaubwürdig umgesetzt, wissen mit Augenzwinkern aber auch ein wenig Grusel, in den Bann zu schlagen und den Zauber alter Zeit zu erwecken.

Die Geschichten der elften Hörspielsammlung von „Grimms Märchen“ sind wieder einmal sehr schön ausgewählt und adaptiert und wissen durch ihre gelungene Umsetzung mehr als nur nostalgische Gefühle zu wecken, vor allem das mittlere Märchen.