Sarwat Chadda: Das Schwert des Schicksals - Sikander gegen die Götter 1 (Buch)

Sarwat Chadda

Das Schwert des Schicksals 
Sikander gegen die Götter 1
(City of the Plague God, 2021)
Übersetzung: Leo Strohm
Titelbild: Kerem Beyit
Ravensburger, 2022, Hardcover, 494 Seiten, 16,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Immigranten, noch dazu aus dem arabischen Raum, haben es in New York nicht einfach. Da können sie auch noch so flei?ig und ordentlich sein, seit 9/11 stehen sie immer unter einem Generalverdacht. Ich kann davon ein Lied singen. Seitdem meine Eltern aus dem Irak in den Big Apple geflohen und sich hier eine neue Existenz aufgebaut haben, ein gefeiertes Deli an der Ecke von Fifteenth Street und Siegel Street betreiben, werden wir misstrauisch beäugt. Mein älterer Bruder wurde im Irak bei einer humanitären Hilfsaktion getötet, seitdem versuche ich, neben dem College, meinen Eltern zu helfen.

Irgendwie scheine ich aber das Interesse von etwas auf mich gezogen zu haben, das es nicht gibt - na ja, nicht geben sollte. Dämonen stellen mir nach, jagen mich, wollen etwas von mir. Nur was, das ist die Frage. Da ich zum einen keine Ahnung habe, was sie überhaupt wollen, noch wie ich mich gegen sie zur Wehr setzen kann lässt mir nur eine Möglichkeit - ich renne, was das Zeug hält, weg.

Dabei lerne ich die antike Göttin Ishtar und ihre Ziehtochter kennen, stoße auf Gilgamesch - ja den Top-Superhelden der Antike - und mache leider auch die Bekanntschaft meines Häschers - auch dieser ein Gott, nur dieses Mal der Gott der Seuchen… und als Druckmittel nutzt er seine Fähigkeiten weidlich. Meine Eltern liegen auf Quarantäne, ganz Manhattan wird von einem Virus heimgesucht, der Menschen zu Bestien mutieren lässt und alles normale Leben abrupt stoppt.

Das Angebot von Nergal, so heißt der Gott: Gib mir, was ich will und deinen Eltern und den Einwohnern von New York geht es wieder gut. Dumm nur, dass ich das, was er will, gar nicht mehr habe…


Sagen-Fantasy, so nennt man die Spielart, die insbesondere Rick Riordan mit seinen Zyklen populär gemacht hat. Da Riordan aber nicht wirklich alle Götter-Pantheone abarbeiten kann, hat er sich kundige Mithilfe besorgt. Während die Werke Riordans bei uns bei Carlsen erscheinen, hat sich der Ravensburger Buchverlag die Rechte an den von Riordan empfohlenen und jeweils eingeleiteten Werken gesichert.

Den Auftakt machte Cervantes „Zane“-Trilogie. Nun folgen, in kurzem Abstand Titel von Roshani Chokshi und Sarwat Chedda.

Vorliegender Auftaktroman nimmt sich den Mythen des alten Mesopotamien an. Während die griechischen und römischen Gottheiten bei uns nach wie vor relativ bekannt sind, lernen wir hier eine andere, uns weitgehend unbekannte Sagen- und Götterwelt kennen.

In die rasant und actionreich ablaufende Handlung hat der Verfasser so einige ernste Themen einfließen lassen. Da geht es - natürlich - um Rassismus und Toleranz, um Gleichberechtigung, es geht aber auch um den Umgang mit Leid, mit Krankheiten, ja dem Tod.

Das Verarbeiten von tragischen Verlusten ist etwas, das ein Jeder gerne wegschiebt - bis dann die Realität an die Tür klopft und man nicht mehr negieren kann, dass geliebte Menschen sterben. Das sind wichtige, aber auch ernste Topics, die hier vergnüglich behandelt werden. Gerade unter dem Eindruck einer Pandemie hat der Roman natürlich auch eine Aktualität und Brisanz, wobei das Thema einfühlsam angegangen wird. Im Vorwort beschreibt Rick Riordan, dass sie sich gut überlegt hatten, den Roman gegebenenfalls wegen Corona zurückzustellen, sich dann aber ganz bewusst für die Veröffentlichung entschieden haben.

So ist dies ein Werk, das uns rasant und abwechslungsreich eine unbekannte Mythenwelt näher bringt, dabei ernste Themen behandelt und kurzweilig unterhält. Ein besonderer Hinweis auf das wirklich gelungene, klasse Cover sei an dieser Stelle noch gestattet.