Pamela Ritchey: Ich bin unanständig! (Buch)

Pamela Ritchey
Ich bin unanständig!
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 176 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

In „Ich bin unanständig!“ wartet Pamela Ritchey mit zehn Kurzgeschichten auf plus einer elften, „Quickie unter der Dusche“, die über den beigefügten Code als Gratis-Download im Internet verfügbar ist.


Nach mehreren Ehejahren fühlt sich Maja von ihrem Mann Robert vernachlässigt und geht ein Verhältnis mit ihrem ebenfalls verheirateten Nachbarn Finn ein. Es trifft sie fast der Schlag, als dessen unsympathische Frau Elisa sie mit ihrem Wissen um die Affäre konfrontiert und für ihr Schweigen verlangt, dass „Die Hure aus der Nachbarschaft“ ihre Hure wird. Maja hat keine Wahl und erlebt mehr als eine Überraschung.

Nach seinem Fehltritt gibt Annabell Domian den Laufpass. Daraufhin bemüht er sich, sie mit allen Mitteln zurückzugewinnen. Zwar ist „Der Sex mit dem Ex“ toll, findet sie, aber einen Mann, der ihr nicht treu ist, will sie nicht, Das stachelt Domians Ehrgeiz umso mehr an. Er versucht es mit Liebesschwüren, Geschenken, Stalking und wüsten Beschimpfungen. Ob das die richtige Mischung ist?

Zufällig beobachtet Kilian, wie sich sein Vater auf das Nachbargrundstück schleicht, und folgt ihm neugierig. Dort sieht der junge Mann, wie dem Wunsch der attraktiven Hausherrin, „Ich habe Schläge verdient“, entsprochen wird. Auf einer Party nutzt Kilian die Gelegenheit, die Nachbarin zu erpressen, und fordert all das, was auch seinem Vater gewährt wird.

Seit vier Jahren ist Alexandra mit ihrem Mann zusammen, der einen jetzt erwachsenen Sohn, Diego, in die Ehe mitgebracht hat. Als ihr klar wird, dass dieser alles hört, was im Schlafzimmer passiert, ist ihr das peinlich, aber nicht peinlich genug, um Diegos Bitte, „Erfüll mir meine geile Lust“, abzulehnen.

Obwohl - oder gerade: weil - sie ein Kind erwartet, ist Jutta „Schwanger und geil“. Ihr Mann Holger hat eine Menge zu tun, um ihre ständige Lust zu befriedigen.

Ausgerechnet jetzt muss der nervige Schwiegervater das Sex-Idyll mit seinem Besuch stören, und Detlef verbirgt keineswegs seine lüsternen Blicke.

Nach der erfolgreichen Ausbildung zum Polizisten und der Trennung von seiner Freundin braucht Maximilian etwas Abstand. Unverhofft trifft er im Urlaub Lona, eine seiner Ausbilderinnen, für die er insgeheim geschwärmt hatte. Es kommt, wie es kommen muss: „Wilde Spiele am See“ inklusive eifersüchtigem Ehemann. Dass Maximilian Lona zu verteidigen versucht, kommt gar nicht gut an.

Tim kann Monique, die ihn Knall auf Fall verlassen hat, einfach nicht vergessen. Er macht ihren Aufenthaltsort ausfindig und reist ihr nach, auf ein Gespräch und eine neue Chance hoffend. Doch Monique bleibt unerbittlich, und Tim fragt sich schon bald, welche Geheimnisse sie hütet und ob „Das heiße Doppelleben meiner Ex“ eine Rolle spielt.

Juliana vertraut Lisa an, dass ihr der geheimnisvolle Boris gefällt. Dieser lässt sie jedoch abblitzen und macht Lisa Avancen. Trotz schlechten Gewissens sagt sie ein Treffen mit Juliana ab, nimmt Boris‘ Einladung zu einem Picknick an - und sie werden erwischt. Der Zickenkrieg artet aus, aber dank Boris‘ Vermittlung führt ein „Sündiger Dreier unter freiem Himmel“ zur Versöhnung.

Beim Einkaufen lernt Ferdinand die Verkäuferin Nina kennen, die ihn äußerst zuvorkommen bedient. Als er sich mit einem Trinkgeld bedanken will, wird sie pampig. Er entschuldigt sich bei der ersten Gelegenheit, doch das nächste Missverständnis folgt auf den Fuß. Ferdinand hat keine Ahnung, was er falsch macht, weshalb Kleinigkeiten genügen, Nina auf die Palme zu bringen, zumal bei ihr „Von Unschuld keine Spur“ zu bemerken ist.

Li ist der neue Star des Snookersports. „Meine Lust will dich“, lässt er voller Selbstbewusstsein die Journalistin Samantha wissen. Nach einer heißen Nacht ist er weg. Nur ein großzügiger Geldbetrag beweist, dass sie zusammen gewesen waren. Als sie wenig später erneut zu ihm gebeten wird, ist Samantha immer noch wütend. Was bildet sich der Kerl bloß ein?


Schon in unter anderem „Ich bin erregt!“ und „Ich bin gierig!“ bedient Pamela Ritchey überwiegend Milf-Phantasien. Auch in „Ich bin unanständig!“ verwirklichen in den meisten Fällen junge Männer ihre Träume in den Armen guterhaltener, zumeist üppiger ‚Muttis‘, manchmal kommt auch der ‚Sugardaddy‘ zum Schuss, hin und wieder sind die Akteure jünger und im gleichen Alter. Während die ‚Muttis‘ oft in festen Händen sind, es mit den Nachbarn und Nachbarinnen, Stiefsöhnen und Schwiegervätern treiben, versuchen die mehr oder minder jungen Männer, eine Beziehung zu retten oder über Hindernisse hinweg aufzubauen.

Um für noch mehr Abwechslung zu sorgen, offeriert die Autorin eine bunte Erotik-Palette, beginnend mit Voyeurismus, Dirty Talking und Lesben-Spielen über Life-Sex fürs Internet sowie Penetration mit diversem Obst, Gemüse und Dildos bis hin zum flotten Dreier und BDSM. Die Beschreibungen sind explizit, die Wortwahl ist mitunter recht derb. Ob einem das gefällt, ist ebenso Geschmackssache wie das Ausleben von Phantasien, die um erwachsene Söhne und Väter kreisen, zu denen kein direktes Verwandtschaftsverhältnis besteht, sodass etwaige inzestuöse Beziehungen zwar umgangen werden, aber ein komischer Nachgeschmack bleibt. Treue spielt eine untergeordnete Rolle. Entweder man verzeiht, revanchiert sich oder teilt. Der Spaß für die Beteiligten steht an erster Stelle.

Dass es in der Realität selten so funktioniert wie in einer fiktiven Geschichte, dass man gewiss auch nicht an jeder geschilderten Praktik Vergnügen haben wird und sie keineswegs mitmachen sollte, weil es der Partner womöglich erwartet, sind Punkte, die man im Hinterkopf behalten muss, falls man sich in einschlägigen Büchern Inspiration für mehr Kurzweil im Bett suchen möchte.

Pamela Ritchey schreibt unterhaltsam und abwechslungsreich, doch sollte man mit derben Worten zurechtkommen und grenzwertige Verhältnisse als reine Fiktion einordnen können.