Marvel - Untold 1: Die Liste der Patrioten, David Guymer (Buch)

Marvel - Untold 1
Die Liste der Patrioten
David Guymer
(Marvel Untold: Dark Avengers - The Patriot List, 2021)
Übersetzung: René Ulmer
Titelbild: Fabio Listrani
Cross Cult, 2022, Taschenbuch, 382 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Mit „Marvel - Untold“ startet eine weitere Reihe aus diesem Universum, das den Meisten nur durch die Filme des MCU vertraut sein dürfte. Die Bücher selbst beziehen sich aber auf den Comic-Hintergrund, der oft gänzlich anders ist. „Die Liste der Patrioten“ stellt eine bestimmte Gruppe von Helden in den Mittelpunkt: die Dark Avengers.

 

Es sieht nicht gut für die Erde aus, denn SHIELD existiert nicht mehr und die Avengers sind alle gefallen oder verschwunden. In dieser Zeit treten andere auf den Plan, angeführt von Norman Osborn, der einst der Green Goblin war aber nun geläutert zu sein scheint. Er will der Iron Patriot werden, mit seiner neuen Heldentruppe durchstarten und die Erde vor allen Gefahren schützen. Doch die Leute an seiner Seite, eigentlich auch Schurken wie Venom, Bullseye und Ares, sind nicht immer gerade regelkonform in ihren Methoden, so dass die Schadensbegrenzung viel Kraft und Ressourcen kostet. Und dann bricht auch noch eine Gruppe in seinen Tower ein und stiehlt eine wichtige Liste, so dass Osborn handeln muss, wenn er nicht gleich alles verlieren will.


Bereits die ersten Seiten der Geschichte sind irritierend, wenn man über einen Schurken nach dem anderen stolpert und sich teilweise auch fragt, wer die Leute eigentlich sind. Denn die Dark Avengers erlangten in Deutschland trotz der Veröffentlichung der entsprechenden Bände bei Panini niemals wirklich Bedeutung und der letzte Auftritt der Truppe ist auch schon mehr als ein Jahrzehnt her. Daher ist es nicht leicht, sich in den fremden Kosmos einzufinden, in dem so Einiges auf den Kopf gestellt ist und leider auch als bekannt vorausgesetzt wird.

Ist man aber bereit, sich darauf einzulassen, bekommt man einen actionreichen Roman geliefert, der vor allem davon lebt, dass die Schurken eine ganz eigene Vorstellung von Heldentum haben und dabei gerne immer wieder über die Stränge schlagen. Mögen einige auch bessere Absichten haben, so wie der geläuterte Norman Osborn, der den Green Goblin hinter sich gelassen zu haben scheint, so bleiben Monster wie Venom, der die Stelle von Spider-Man eingenommen hat, eher unkontrollierbar. Der Rest bewegt sich irgendwo zwischen dem Versuch, Held zu sein und sich entsprechend moralisch zu benehmen und den eigenen Interessen und Neigungen, die auch schon einmal wenig gesetzeskonform sind.

Das Buch ist flüssig geschrieben und lässt von der rasanten Handlung her keine Wünsche offen, bietet auch sehr viele makabre Momente, aber so wirklich fesseln vermag die Geschichte nicht, denn es gibt einfach zu wenige Erklärungen und auch die Einblicke in die Psyche der Hauptpersonen wirken aufgesetzt und oberflächlich. Unterhalten kann die Handlung schon für die Zeit, in der man das Buch liest, aber letztendlich bleibt sie so gut wie gar nicht im Gedächtnis.

„Die Liste der Patrioten“ ein „Marvel - Untold“-Roman, bietet einen interessanten Einblick in eine Zeit in der Helden zu Schurken werden, ist aber vermutlich nur für große Comic-Fans interessant, die die Ära kennen und den Hintergrund somit besser einordnen können. Alle anderen werden beim Lesen immer wieder Verständnisprobleme bekommen.