Freak Angels 1 (Comic)

Warren Ellis
Freak Angels 1
(Freak Angels TPB Vol. 1, 2010)
Aus dem Englischen von Kerstin Fricke
Titelbild und Zeichnungen von Paul Duffield
Farbassistenz von Alana Yuen
Panini, 2010, Paperback, 152 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-023-3

Von Christel Scheja

Warren Ellis ist einer der unangepassten britischen Autoren, die sich auch nicht von den großen amerikanischen Konzernen gängeln lassen. Auch heute noch sind seine Geschichten durchzogen von böser Satire, nicht immer politisch korrekt, die Charakterzeichnung seiner Figuren überschreitet immer wieder Grenzen. Sein neustes Werk, „Freak Angels“, dessen Zeichnungen von Paul Duffild stammen, erschien ab 2007 zunächst als frei zugänglicher Webcomic, erst später wurden die Seiten zu Graphic Novels zusammengefasst.

Im Mittelpunkt stehen zwölf junge Menschen. Alle wurden vor dreiundzwanzig Jahren zur selben Zeit geboren und entwickelten schon als Kinder geheimnisvolle Kräfte. Nur sechs Jahre später allerdings kam die Apokalypse und zerstörte die Welt, so wie wir sie kennen – Naturkatastrophen und Kriege veränderten alles. Die wenigen Überlebenden fristen in kleinen Enklaven ein düsteres Leben mit nur wenig Sonnenschein. In Whitechapel haben sich elf der einst zwölf Kinder zusammengefunden, um die dortige Gemeinde zu beschützen und ihnen beim Überleben zu helfen. Mit ihren Kräften haben sie schon viel Gutes getan. Doch manchmal fragen sie sich auch, wo der zwölfte im Bunde abgeblieben ist.

Die Geschichte beginnt mit einem Blick in die kleine Gemeinschaft, die um die dreihundert Köpfe zählt, und die ganz auf ihre elf Beschützer vertrauen. Sie versorgen sich selbst aus kleinen Gärten, nennen eine kleine Klinik, Wachtürme und sogar einen Markt ihr eigen. Doch andere neiden ihnen den relativen Wohlstand und so ist es an den Freak Angels, alles zu tun, um Eindringlinge und Diebe abzuhalten. Aber leider ist der Frieden auch innerhalb der Gruppe nicht immer gewährleistet, denn es gibt auch zwischen den Freak Angels oft genug Streit. Neid und Missgunst oder Misstrauen gehören auch zu ihrem Leben.

Viel Handlung hat dieser Band von „Freak Angels“ noch nicht, da sich Autor und Künstler sehr viel Zeit nehmen, die elf Helden und deren Beziehungsgeflecht in aller Ausführlichkeit vorzustellen. Gleichzeitig erhält man einen Blick in die postapokalyptische Welt, in der sich Teile der Technik erhalten haben, andere Dinge wieder in eine frühere Epoche zurück gefallen sind. So entsteht ein interessantes Steampunk-Ambiente, das trotzdem modern bleibt. Die Figuren reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, treten auch schon einmal recht derbe auf und werfen sich offen Dinge an den Kopf, wie es die Art vieler heutiger Jugendlicher ist. Ihre Kräfte setzen sie ausgesprochen selten ein, so dass der phantastische Anteil eher gering bleibt. Spannung will leider noch nicht wirklich entstehen, da die einzelnen Episoden zusammenhanglos wirken. Aber man kann davon ausgehen, dass das Sprichwort „Nomen est Omen“ auch noch eine Rolle spielen wird, da Whitechapel immerhin ein sehr vorbelasteter Stadtteil Londons ist.

Die Zeichnungen sind sehr klar, die Figuren gut wiedererkennbar, wenngleich auch Details eher Seltenheitswert haben. Dynamik in den wenigen angedeuteten Actionszenen gibt es keine – alles wirkt ein wenig statisch, aber das scheint Absicht zu sein.

Alles in allem bietet „Freak Angels“ 1 zwar einen interessanten, aber noch keinen wirklich überzeugenden Auftakt der Serie, da bei aller Einführung die Spannung auf der Strecke bleibt. Wer aber das Ambiente und die schrägen und etwas kaputten Figuren von Ellis mag, wird sicherlich am Ball bleiben.