Michael Siefener: Der Teufelspakt (Buch)

Michael Siefener

Der Teufelspakt

Titelbild: Timo Kümmel

Atlantis, 2020, Hardcover, 348 Seiten, 22,90 EUR

Rezension von Elmar Huber

Das eintönige Leben des erfolglosen und zurückgezogen lebenden Schriftstellers Jan Droom nimmt eine jähe Wendung, nachdem er in einem Antiquariat aus einer untypischen Laune heraus ein unscheinbares Büchlein mit dem Titel „Der Teufelspakt“ erstanden hat. Er macht sich an die mühevolle Übertragung des in Sütterlin gedruckten Manuskripts in zeitgemäße Schrift und erkennt einigermaßen enttäuscht, dass es sich wohl um einen banalen Historischen Roman handelt, der auf oberflächliche Reize baut. Ganz und gar nicht der Inhalt, den sich Jan, nicht zuletzt aufgrund des verheißungsvollen Titels, in seiner Phantasie ausgemalt hat.

Und doch scheint diese neue Aufgabe Auswirkungen auf sein Leben zu haben. Er lernt die keusche Susanne kennen und vermeint in ihr Parallelen zu Renata, einer Figur des Buches, zu erkennen. Und so sehr sich Renata in der alten Erzählung zum Bösen verändert, beginnt auch Susanne, plötzlich neue Wesenszüge zu offenbaren. Jan muss sich immer öfter fragen, ob er seiner eigenen Wahrnehmung noch trauen kann. Welche Rolle spielt die geheimnisvolle Frau in Schwarz, die immer wieder seinen Weg kreuzt? Und wie passen die Taten einen Serienmörders, der in Köln umgeht, in dieses mysteriöse Puzzle?


Mit „Der Teufelspakt“ wird der Wechsel einiger bisher losen Veröffentlichung von Michael Siefener im Stolberger Atlantis Verlag zu einer wertig aufgemachten Hardcover-Reihe vollzogen. Den Beginn macht die vorliegende Wiederveröffentlichung des zuerst 2005 im Verlag Eloy Edictions erschienenen Romans.

Vielleicht liegt es an dem kleinen Verlag, dass „Der Teufelspakt“ auch unter den Anhängern deutscher Phantastik bei seiner Ersterscheinung kein besonderes Aufsehen erregt hat. Völlig zu Unrecht, denn die Geschichte beginnt zwar mit dem Siefener typischen Topos um den menschenscheuen Einzelgänger, der unversehens in mysteriöse Ereignisse hineingezogen wird, doch geht der Roman deutlich weiter, als es andere Geschichten des Autors tun. Jan Droom selbst wird im Lauf der bizarren Ereignisse zu einer Figur, die beinahe nichts mehr mit dem Mann zu tun hat, den der Leser zu Beginn kennenlernt.

Dabei treibt der Protagonist zunehmend passiv durch die Handlung, ohne sein Schicksal selbst zu steuern. Alles scheint in einer Art Traumlogik vorherbestimmt; Personen tauchen unvermittelt (wieder) auf, es gibt Parallelen zu der Handlung des Buches im Buch, es erfolgen Kreisschlüsse, die, rational betrachtet, keinen Sinn ergeben. Identitäten, zeitliche Abläufe und die vermeintliche Realität lösen sich auf und verschwimmen zu einem traumartigen Konglomerat mit eigenen, unbekannten Regeln.

So kann man „Der Teufelspakt“ mit Fug und Recht als Michael Siefeners „Lost Highway“ (Film von David Lynch) bezeichnen.

Für das grandiose Covermotiv zeichnet Atlantis-Hausgrafiker Timo Kümmel verantwortlich, der hiermit ein edles Reihenlayout begründet, das zumindest für den Nachfolgeband „Die magische Bibliothek“ wieder aufgegriffen und variiert wird. Auch der elegante Schriftsatz trägt zum insgesamt gediegenen Charakter der Veröffentlichung bei.

„Der Teufelspakt“ ist ein faszinierendes, bizarres Puzzle, das zwar einiges an Geduld verlangt, den geneigten Leser aber mit einem stetig anschwellenden (alb)traumhaften Psycho-Trip belohnt.