Locke & Key 3: Die Schattenkrone (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 28. Dezember 2010 20:23
Joe Hill
Locke & Key 3
Die Schattenkrone
(Locke & Key: Crown of Shadows #1- 6, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer
Titelbild und Zeichnungen von Gabriel Rodriguez
Farbe von Jay Fotos
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-898-0
Von Christel Scheja
Joe Hill ist Stephen Kings Sohn und wandelt schon eine geraume Zeit in dessen Fußstapfen. Nach einigen Romanen und Kurzgeschichten ist die Comic-Reihe „Locke & Key“ sein bisher ambitioniertes Projekt. In insgesamt drei Graphic-Novels hat er bisher in die verdrehte Welt des Key-House eingeführt. Drei Kinder sind die Schlüsselfiguren – und das im buchstäblichen Sinn.
Nach dem Tod des Ehemanns und Vaters sind Mrs. Locke, Tyler, Kinsey und Bode in das Stammhaus der Familie zurückgekehrt, da sie mit ihrem Heim zu viele düstere Erinnerungen verbinden – nicht nur den Mord, sondern auch einen zweiten Angriff.
Doch das Haus aus viktorianischer Zeit ist mehr als nur ein altes Gemäuer. Es erweist sich als Ort der Geheimnisse und Wunder. Bode hat die ersten von ihnen eher unfreiwillig entdeckt – eine Tür, die den Geist vom Körper trennen kann und zudem einen Geist im alten Brunnenhaus. All das hängt mit geheimnisvollen Schlüsseln zusammen, wie dem, der dem kleinen Jungen zuletzt in die Hände gefallen ist. Da man damit den eigenen Kopf aufschließen und unbegrenzt mit Wissen füttern kann, kommt Tyler, der sich mittlerweile in eine Klassenkameradin verguckt hat, auf ziemlich dumme Ideen. Angestiftet wird er unter anderem auch von seinem neuen Freund Zack.
Allerdings ist dieser nicht der, der er behauptet zu sein. Denn er heißt in Wirklichkeit Luke und hat lange Zeit im Brunnenhaus festgesessen. Durch die Experimente der Kinder ist er freigekommen. Um bittere Rache an denen zu nehmen, die ihn einst dort einsperrten, ist er ebenfalls an den Schlüsseln interessiert und hat sogar schon einen an sich gebracht, unter anderem auch einen, mit dem er in Sekundenschnelle den Ort wechseln kann. Nachdem Luke einen Lehrer ausgeschaltet hat, der ihn erkannte, ist der Onkel der drei Locke-Geschwister an der Reihe. Billy landet glücklicherweise nur im Krankenhaus. Das aber reicht aus, um die Frau, die ohnehin noch schwer am Tod ihres Mannes zu knabbern hat, noch weiter an sich zweifeln zu lassen. Auch wenn sie weiß, dass es falsch ist, verfällt sie immer weiter dem Alkohol.
Nun sind Tyler, Kinsey und Bode mehr oder weniger auf sich alleinegestellt. Sie versuchen zusammen mit Freunden, mehr über die Geheimnisse des Key House herauszubekommen und entdecken dabei weitere Schlüssel. Schon bald ist deren Einsatz mehr als wichtig, denn Luke bringt die Schattenkrone an sich und wagt einen ersten Angriff auf die Kinder, die sich nun mit aller Macht und allen Tricks, die sie kennen, ihrer Haut wehren müssen.
Die Helden und der große Gegenspieler in „Locke & Key“ sind eingeführt, und nun kommt die Zeit in jeder Geschichte, in der die Handlung ein wenig zum Stillstand kommt. Doch das bedeutet nicht, dass auch der Leser aufatmen kann. Joe Hill nutzt diese Momente, um weitere Geheimnisse zu enthüllen und Schlüssel ins Spiel zu bringen, deren Einsatz vielleicht später noch wichtig wird. Gleichzeitig zeigt er die Unsicherheit bei den Geschwistern, die genau wissen, dass noch etwas kommen wird, aber nicht wie sie sich darauf vorbereiten können. Vor allem Kinsey ist das anzumerken. Tyler dagegen beschäftigt eher der seelische Verfall seiner Mutter, die immer mehr trinkt und versucht, in der Vergangenheit zu leben. Er weiß allerdings auch nicht, was er eigentlich tun soll. Das ist die ganz private und menschliche Tragödie, die die Helden so lebensnah und sympathisch macht. Aus diesem Grund ist die Geschichte auch anfangs eher ruhig und setzt mehr auf Atmosphäre. Dafür spinnt Zack wieder seine Fäden, um sich Vorteile zu verschaffen und Verbündete zu sammeln. Als er losschlägt, geht es auch wieder rund und dürfte auch actionhungrige Leser endlich zufriedenstellen.
Natürlich werden erfahrene Leser auch diesmal wieder viele Zitate aus Klassikern der Schauerliteratur und Werken Kings wiedererkennen, aber das gibt der Geschichte wieder eine besondere Würze. Dennoch entwickelt die Handlung auch weiterhin ein Eigenleben und weiß immer wieder durch makabere Details und unerwartete Wendungen zu überraschen.
Wie immer sind die Zeichnungen von Gabriel Rodriguez detailreich, die Figuren lebendig, die Gewalt brutal aber ästhetisch und die Schockeffekte sehr gruslig aber nicht ekelerregend. Besonders interessant und aufschlussreich ist der Anhang, der die Schlüssel und ihre Fähigkeiten im Einzelnen vorstellt und damit andeutet, was man damit noch alles anstellen kann.
Auch „Die Schattenkrone“, der dritte Teil von „Locke & Key“, wendet sich wieder an die Leser, die ihre Horrorgeschichten im Stil gotischer Schauerromane aber in moderner Gestalt, das heißt mit ein wenig mehr Splatter und Gore als die Klassiker, mögen.