DC Premium 70: Justice League: Cry for Justice (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 23. Dezember 2010 07:28

James Robinson
Justice League: Cry for Justice
DC Premium 70
(Justice League: Cry for Justice 1 – 7, 2009/2010)
Aus dem Amerikanischen von Josef Rother
Titelillustration von Mauro Cascioli
Zeichnungen von Mauro Cascioli, Scott Clark, Ibraim Roberson, David Beatty, Siya Oum, Giovani Kososki
Panini, 2010, Paperback, 220 Seiten, 19,95 EUR (auch als Hardcover lieferbar, 30,00 EUR)
Von Irene Salzmann
Der Tod von Batman, Martian Manhunter und vieler anderer Freunde während der „Final Crisis“ hat große Lücken in den Superhelden-Teams hinterlassen. Green Lantern und Green Arrow sind nicht länger gewillt, bloß auf Angriffe der Schurken zu reagieren und den Schaden zu begrenzen. Stattdessen wollen sie den Feinden zuvorkommen und genauso gnadenlos zuschlagen – um der Gerechtigkeit willen.
Sie verlassen nach einer Debatte die JLA und finden schon bald Gesinnungsgenossen: Atom, Starman, Congrilla, Supergirl, Captain Marvel Jr. und Batwoman. Allerdings stöbern sie lediglich die Handlanger des Drahtziehers auf, der sich im Hintergrund hält und offenbar Großes plant. Um konkrete Informationen zu erhalten, lassen sich die Helden zu Methoden hinreißen, die sie bis vor kurzem nicht einmal in Erwägung gezogen hätten. Trotzdem kommen sie kaum weiter und beschließen, andere Teams um Hilfe zu bitten. An Bord des Satelliten der JLA müssen sie feststellen, dass sie hereingelegt wurden und sich der Gegner als einer der ihren ausgegeben hat. Der Reihe nach eliminiert er einen Helden nach dem anderen, um Rache zu nehmen für das, was ihm einst angetan wurde – und das ist erst der Anfang, denn noch viele Menschen mehr sollen leiden...
Die Comic-Serien sind in den letzten dreißig Jahren immer härter geworden. Vor allem nach dem 11. September ging ein spürbarer Ruck durch viele Titel, woraufhin sich Feindbilder veränderten, die Angreifer immer skrupelloser wurden und die Helden notgedrungen auch weniger populäre Methoden anwandten, um überhaupt eine Chance gegen ihre Widersacher zu haben. Die Regel, dass ‚die Guten‘ niemals vorsätzlich töten, wurde spätestens mit der Schaffung des Marvel-Charakters „Wolverine“ außer Kraft gesetzt. Gruppen wie Authority (Wildstorm) nehmen Kollateralschäden in Kauf, um größeres Unheil abzuwenden, und schlagen ohne Rücksicht zurück. Selbst Anti-Helden wie Spawn (Image) und Darkness (TopCow), deren Wege mit Leichen gepflastert sind, finden Sympathien, denn ihre Feinde sind noch viel übler als sie selber. Im DC-Universum tötete Wonder Woman Maxwell Lord, um Superman von der psychischen Kontrolle des Verräters zu befreien. Damit brach sie die ‚nicht töten-Regel‘ und löste eine Kontroverse unter ihren Kollegen und den Lesern aus: Dürfen Helden töten, um Schlimmeres zu verhindern? Tatsächlich gingen die Schurken stets davon aus, dass man sie, wenn sie gefasst wurden, human behandeln würde, was sie noch dreister machte. Kamen sie im Kampf ums Leben, dann generell durch Selbstverschulden.
In der Mini-Serie „Cry for Justice“ wird dieses Thema erneut aufgegriffen. Green Lantern und Green Arrow sind die Befürworter der härteren Gangart. Zusammen mit einigen Gesinnungsgenossen wollen sie den Krieg zu ihren Gegnern tragen und spielen dadurch diesem, ohne es zu ahnen, in die Hände. Der geheimnisvolle Prometheus hat alle Helden studiert und Taktiken entwickelt, wie er jeden unschädlich machen kann. Als einer der ihren getarnt, gelangt er in den Satelliten der JLA und überwältigt die dort Versammelten, die Hilfe von gänzlich unerwarteter Seite erhalten. Das Grauen geht dennoch weiter und führt zu einer Tat, deren Konsequenzen noch nicht für die JLA und die mit ihr verbundenen Reihen absehbar sind.
Die Mini-Serie „Cry for Justice“ besteht aus sieben Episoden, in denen geschildert wird, wie einige der Helden ihrem Wunsch nach Gerechtigkeit nachgeben und dadurch eine Entwicklung in Gang setzen, die weitere Opfer fordert und für die Zukunft gravierende Folgen haben wird. Unterbrochen wird die Geschichte von ebenso vielen Origin-Stories, in denen die Hauptfiguren kurz vorgestellt werden. Hinzu kommen Kommentare von Autor James Robinson, der unter anderem erzählt, wieso er sich gerade für diese Charaktere entschied und an welche Künstler die Hommagen gehen. Das liest sich durchaus interessant, stört aber leider etwas den Lesefluss, so dass man nicht so recht Fuß fassen kann in der eigentlichen Handlung.
Die Illustrationen stammen weitgehend von Newcomer Mauro Cascioli, dessen Bilder ohne Kolorierung vielleicht noch besser aussehen würden, da durch die Farben die feinen Striche und aufwändigen Schattierungen ziemlich untergehen. Scott Clark und Ibraim Roberson setzen seine Arbeit ohne größeren Stilbruch gelungen fort.
„Cry for Justice“ ist eine relativ abgeschlossene Mini-Serie, die für „JLA“-Fans zweifellos einen Meilenstein darstellt, da sich Dinge ereignen, die Spuren hinterlassen. Gelegenheitsleser erhalten eine spannende Story, die man auch ohne nennenswerte Vorkenntnisse versteht, zumal die Hauptfiguren extra vorgestellt werden. Schon die aufwändigen Illustrationen machen den Band zu einem Highlight.