Arata Kangatari 2 (Comic)

Yuu Watase
Arata Kangatari 2
Aus dem Japanischen von Burkhard Höfler
EMA, 2010, Taschenbuch, 198 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-729872

Von Irene Salzmann

Den Schüler Arata Hinohara hat es in eine mittelalterlich anmutende, magische Welt verschlagen, in der man ihn für einen anderen hält, der ebenfalls Arata heißt und die Hime-Ou als Herrscherin ablösen sollte, nun aber beschuldigt wird, sie ermordet zu haben. Tatsächlich stecken jedoch die rebellischen Shinshous dahinter, die eigentlich die Hime-Ou und das Land beschützen sollten.

Arata wird gefangengenommen und auf die Insel Gatoya verbannt. Kotoha, die Jugendfreundin und Dienerin des anderen Arata, begleitet ihn pflichtgetreu. Sie bemerkt zwar, dass sich der junge Mann sehr verändert und viel vergessen hat, schenkt aber seiner Beteuerung, er sei ein Fremder, keinen Glauben, denn alle, die sich in den Höhlen verstecken mussten, sind nach ihrer Rückkehr nicht mehr dieselben gewesen. Gatoya entpuppt sich als ein riesiges Gefangenenlager, in dem die Verbannten unter primitiven Bedingungen vor sich hin vegetieren und das Verdikt von Tsutsuga fürchten: biegsame Röhren, die täglich zwei Delinquenten einsaugen, welche für immer verschwunden bleiben. Genau das passiert den Brüdern Kanate und Ginchi, die zunächst versuchten, Arata auszurauben, sich dann aber um Kotoha kümmerten, die in die Tiefe gestürzt war. Arata und Kotoha begeben sich auf die Suche nach den beiden. Zwar können sie die Jungen finden, aber nun muss sich Arata dem Herrn der Insel, dem Shou Tsutsuga, stellen, der genauso wie sein Hayami böse wurde und ihn töten will. Zwar besitzt auch Arata ein solches Schwert, das eigentlich ein Gott ist und ihn zum Shou macht, aber es entfaltete kein einziges Mal mehr seine Kraft. Wenn es ihn erneut im Stich lässt, müssen Arata und seine Freunde sterben. Und was ist inzwischen dem anderen Arata zugestoßen?

Nahtlos knüpfen die neuen Kapitel von „Arata Kangatari“ an die des Vorgängerbandes an und spinnen die abenteuerliche Handlung weiter. Obwohl dies erst das zweite Tankobon ist, sollte man auch das erste gelesen haben, um mit den Hauptfiguren und ihren Problemen vertraut zu sein, denn diese bestimmen nachhaltig das Denken und Handeln von jedem einzelnen, was sich vor allem während der Auseinandersetzung zwischen Arata und Tsutsuga zeigt.

Zusammen mit einem Schüler, der aus dem Japan der Gegenwart stammt, lernt man eine faszinierende und gefährliche Fantasy-Welt kennen, deren Regeln man bestenfalls erahnen kann, denn allzu viel hat Yuu Watase noch nicht über die Länder, seine Bewohner, ihre Lebensweise und Konflikte offenbart. Man weiß so viel wie Arata, der durch meist unangenehme Erfahrungen oder die Erklärungen seiner Begleiter langsam mehr erfährt und sich mit seinem Schicksal zu arrangieren beginnt. Auf Gatoya muss er sich erstmals bewähren, wobei ihm seine Sportlichkeit zugute kommt, aber mehr noch seine seelische Stärke. Die Sorge um Kotoha und das Versprechen, das er der Hime-Ou gab, spornen ihn selbst in ausweglos scheinenden Situationen an, nicht aufzugeben. Auch die freundlichen Worte eines Unbekannten verleihen ihm immer wieder neue Kraft. So gelingt es Arata, für eine große Überraschung zu sorgen, die jedoch seine Feinde, insbesondere Kannagi, aufmerksam werden lässt. Was Arata und seinen neuen Freunden als nächstes widerfährt, werden wohl erst spätere Kapitel erzählen, denn auf der letzten Seite erinnert sich Yuu Watase des anderen Arata, der mit seinem Namensvetter den Platz tauschte. Auch ihn hält man für sein Alter Ego. Am nächsten Tag soll er in die Schule gehen. Was auf den Ahnungslosen zukommen mag? Wie wird er auf das Mobbing reagieren?

„Arata Kangatari“ ist nicht der einzige Shonen-Manga von Yuu Watase, die von jeher eine Vorliebe für abenteuerliche Geschichten hatte. Zweifellos werden auch Leserinnen an der neuen Serie Gefallen finden, die doch so einige Gemeinsamkeiten zu den Top-Titeln der Künstlerin – „Fushigi Yuugi“ und „Fushigi Yuugi Genbu Kaiden“ – oder zu Reihen wie „Ab sofort Dämonenkönig!“ und „In A Distant Time“ aufweist. Wer mit Yuu Watases Werken vertraut ist, kennt ihren Stil und weiß, was er zu erwarten hat: Die Zeichnungen sind detailreich, die Charaktere attraktiv-niedlich, es gibt gelegentlich superdeformierte Abbildungen. Action/Adventure, Humor und Romance halten sich die Waage.

Gern wüsste man mehr über die Fantasy-Welt, in der sich Arata bewegt, doch Yuu Watase macht es spannend und verrät nicht mehr als unbedingt nötig. So schwankt man zwischen Verwirrung und Neugierde, Spannung und langsamen Verstehen. Natürlich interessiert auch das Schicksal des anderen Arata, und eigentlich hätte man an spannenden Stellen einen dramatischen Szenenwechsel setzen können, doch die Mangaka ist gnädig, zieht den Handlungsstrang in der Fantasy-Welt bis zu einem Punkt durch, an dem man kurz aufatmen darf – und jetzt erst ist die zweite Handlungsebene dran.

Yuu Watase erfüllt die Erwartungen, die man an ihre Titel richtet. Die Spannung bleibt in Band 2 auf hohem Niveau, so dass das Warten auf die Fortsetzung besonders schwer fällt. Leser und Leserinnen ab 13 Jahre, die Fantasy mögen, werden bestens unterhalten.