Nick - Pionier des Weltalls 3: Albtraum Erde 2, Fred Hartmann (Buch)

Nick - Pionier des Weltalls 3
Albtraum Erde 2
Fred Hartmann
Titelbild: Axel Blotevogel
2022, Taschenbuch, 308 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Mit drei Expeditionsschiffen, bemannt mit den besten Frauen und Männern des Planeten, startet die Menschheit eine mehrjährige Forschungsreise, die nicht nur dazu dienen soll das Universum selbst zu erforschen, sondern auch wissenschaftliche Theorien zu verifizieren.

Dehnt sich das Universum wirklich aus, gab es einen Urknall, ja geht das Universum selbst in einem Art Moebius-Band wieder in sich selbst über? Fragen, die die Wissenschaftler beantworten sollen.

Auf ihrem Weg begegnen ihnen fremde Wesen, Zivilisationen die man zunächst als solche erkennen muss, bevor man versuchen kann, Kontakt aufzunehmen.

Auf dem Planeten Colour ist ihnen dies bereits gelungen, nun stoßen sie im Swing-System auf eine Anomalie, die ebenso einzigartig, wie gefährlich ist. Wechselnde Felder verjüngen oder vergreisen die Besatzung der Raumschiffe beim Durchflug. Nur das sorgfältige Austarieren der Route verhindert die Katastrophe.

Eine solche bahnt sich auch durch eine Meuterei an. Eine Gruppe Raumfahrer ist mit der Art und Weise, wie Nick die Expedition anführt so gar nicht einverstanden.

Eine erste Rückmeldung ins heimatliche Sonnensystem endet auch ein wenig merkwürdig - werden die Kuriere doch ganz anders empfangen, als erwartet.

All dies ist jedoch erst der Auftakt zu einer Sensation: Die Crews finden Milliarden Lichtjahre von ihrer Heimat entfernt, eine zweite, identische Erde. Die Topographie, die Bewohner alles gleich - allein, die Regierungsform ist eine andere. Ein totalitäres System mit den Großen Fünf an der Spitze, die sich pseudoreligiös verehren lassen, sorgt für Frieden, Wohlstand und Zufriedenheit Aller. Verbrechen gibt es nicht - aber auch keine Freiheit. Mit sechzig Jahren wird ein jeder, um der Gesellschaft nicht zur Last zu fallen und das Leid der Alterskrankheiten zu vermeiden, human getötet.

Ausgerechnet Nick wird gefangengenommen und dann zur Belustigung der Massen in die Arena geschickt…


Inspiriert durch die genialen Zeichnungen Hansrudi Wäschers hatte der Verlag Peter Hopf eine Romanreihe aus der Taufe gehoben, die den Lesern weitere, gänzlich neue Abenteuer ihres Weltraumhelden und seiner Begleiter offerieren sollte.

Als erster der engagierten inhabergeführten Kleinverlage zog Hopf dann aber die Konsequenzen aus der sich anbahnenden Rezession. Während die Pubikumsverlage heimlich, still und leise ihre Programme verkleinern und die Novitätenflut herunterfahren, versuchen die Kleinen der Branche nach wie vor ihre Bücher zu publizieren. Peter Hopf hat die Einstellung von Reihen angekündigt und umgesetzt - Essen, Strom und Gas ist wichtiger als neuer Lesestoff, mag dieser auch noch so packend sein. Eine mutige, eine richtige und eine gut kommunizierte Entscheidung.

Zum Opfer fiel der Zäsur auch die kleine, wohlfeile Reihe mit neuen Abenteuern um Nick. Allerdings sprang der Verfasser, Fred Hartmann, sofort in die Bresche und kündigte an, die Reihe im Selbstverlag und in gleicher Ausstattung fortzuführen.

Gesagt getan, der erste Band - chronologisch der dritte der Reihe - liegt vor. Bezogen werden kann er aktuell auch noch bei VPH.

Hartmann orientiert sich an klassischen Handlungsabläufen aus den 60er und 70er Jahren. Dabei greift er selbstredend auf das eingeführte Figurenkabinett Wäschers zurück, bietet uns Planeten-Abenteuer mit großen Rätseln und viel Spannung an.

Ähnlich wie in den ersten Teilen merkt man den Texten immer wieder deutlich an, dass Hartmann seine Profession als gestandener Lehrer nicht wirklich verleugnen kann. Ein wenig oberlehrerhaft schildert er uns seine wissenschaftlichen Hintergründe und Theorien.

Ansonsten erwarten die Leser zwei muntere Sternen-Abenteuer, die allerdings mit einem veritablen Cliffhanger enden. Stilistisch unauffällig greift der Autor dabei auf klassische Plot-Versatzstücke (Meuterei) ebenso zurück, wie er die eigene Imagination bemüht. Das liest sich inhaltlich zwar ein bisschen bekannt, überrascht dann aber immer wieder mit so noch nicht gelesenen Fremdrassen und Erscheinungen, so dass ein veritabler Pageturner auf den Freund klassischer Weltraum-Abenteuer wartet.

Sense of Wonder, Spannung und Exotik reichen sich die Hand; große Schlachten oder Gewaltorgien gibt es nach wie vor glücklicherweise nicht, allerdings wird man, ganz der damaligen Zeit folgend, mit Ausnahme von Jane Lee nach wie vor auf wenig Emanzipation in Form von weiblichen Hauptfiguren stoßen.