Paper Girls - Die komplette Geschichte (Comic)

Brian K. Vaughan
Paper Girls - Die komplette Geschichte
(Paper Girls: The complete Story, 2022)
Text: Brian K. Vaughan
Titelbild und Zeichnungen: Cliff Chiang
Übersetzung: Sarah Weißbleck
Cross Cult, 2022, Paperback, 800 Seiten, 60,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Mit ihrer Serie „Paper Girls“ schufen Brian K. Vaughan und Cliff Chiang eine nicht nur mit mehreren Preisen ausgezeichnete Geschichte, sondern auch eine, die nun für Prime Video in eine achtteilige, erstaunlich werkgetreue Serie umgesetzt wurde.


Vier Mädchen bringen im Jahr 1988 im Vorort einer amerikanischen Großstadt frühmorgens die Tageszeitungen vor die Tür der Kunden und erleben so Einiges, gerade in den Nächten, in denen zuvor Party angesagt war. Einige kontaktieren sich mit Walkie Talkies und bilden eine enge Gemeinschaft. Doch als die junge Erin zu ihnen stößt, wird alles anders.

Zunächst sind es nur ein paar Idioten mit Masken, die eines der Mädchen erschrecken und beklauen wollen, dann aber von den anderen vertrieben werden. Das soll nicht die einzige Begegnung dieser Nacht bleiben, denn ehe sie sich versehen, finden sie sich in einer mit einem Schlag veränderten Welt wieder. Gibt es etwas eine Alien-Invasion?

Tatsächlich werden sie in ein wüstes Duell zwischen Gruppen aus der Zukunft verstrickt und geraten schon bald in einen Sog aus Zeitreisen, der sie nicht nur in ihre eigene Zukunft führt, sondern auch in die ferne Vergangenheit, zu den Dinosauriern.


Brian K. Vaughan hat ein Faible für abgedrehte Stoffe, wie man schon durch seine ebenfalls preisgekrönte Serie „SAGA“ weiß, Und auch bei Mystery-Serien wie „Lost“ und „Under the Dome“ hat er mitgearbeitet. So ist es nicht verwunderlich, dass er gerne einmal das Übernatürliche und Phantastische in die ganz normale Welt seiner Helden einbrechen lässt, wie bei den Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber doch alle in der gleichen Vorstadt wohnen.

Zum Auftakt begegnen sie auch dem alltäglichen Rassismus und Chauvinismus, werden aber nicht zu Opfern, sondern lernen sich zu wehren. Gerade weil einige der Mädchen schon genug durchgemacht haben, bringen sie den anderen so Einiges bei. Und dabei durchbrechen die Macher wunderbar die Klischees. Zwar bedienen sie beim Hintergrund erst einmal Stereotype, brechen dann aber recht schnell aus den Klischees aus. Deshalb schaffen es die Mädchen auch immer wieder, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und nicht unter kriegen zu lassen.

In der Serie ziehen Autor und Künstler alle Register, um den Lesern eine abwechslungsreiche Geschichte zu präsentieren, die einerseits genug Action und Mystery, manchmal auch Horror bietet, dann aber doch nahe bei den Figuren bleibt. Gerade diese Mischung macht den Comic außergewöhnlich. Denn die phantastischen Elemente entwickeln so eine ganz besondere Atmosphäre und es bleibt nahe an dem Empfinden normaler Menschen, so dass man sich den Mädchen umso verbundener fühlt. Außerdem werden die zunächst verwirrenden Hinweise und Andeutungen am Ende doch sauber zusammengeführt und abgeschlossen.

Cross Cult veröffentlicht die Serie noch einmal in einem Sammelband, der einen stolzen Preis hat, aber dennoch günstiger ist als die ursprünglichen sechs Hardcover-Bände. Viele Ergänzungen außer einem Nachwort gibt es allerdings nicht.

Die Gesamtausgabe von „Paper Girls“ lohnt sich daher für alle Comic-Fans, die durch die werkgetreue Verfilmung auf den Geschmack gekommen sind und auch einmal einen abenteuerlichen Comic mit phantastischen aber auch normalsterblichen Momenten erleben wollen. Auch die Heldinnen wissen durch ihre einprägsame Art zu gefallen.