Jörg Kleudgen & Uwe Voehl: (N)acht Orte (Buch)

Jörg Kleudgen & Uwe Voehl
(N)acht Orte

Phantastische Erzählungen
Titelbilder: Jörg Kleudgen
Goblin Press, 2021, 8 A5-Broschüren, 20,00 EUR (kompletter Satz)

Rezension von Carsten Kuhr

Dem Freund der dunklen Literatur sollte der inhabergeführte Verlag Goblin Press ein Begriff sein. Seit Jahren legt der Autor, Herausgeber und Sänger Jörg Kleudgen gar sonderbare Titel auf. Besonders in Hinsicht auf die Gestaltung, aber auch in Bezug auf die gebotene Qualität der Geschichten.

Der Herausgeber selbst sorgt für die Illustrationen (innen, wie außen), setzt die Texte und lektoriert sie. Daran ist garantiert nicht viel zu verdienen, wenn überhaupt, man merkt den Bänden aber an, mit wieviel Herzblut und Begeisterung hier die Fahne der gehobenen Phantastik hochgehalten wird.

Im Copyshop macht sich der Editor höchstselbst daran, seine Bücher zu vervielfältigen, sie werden in Handarbeit geheftet oder gebunden und dann an die Interessierten verschickt.

Letztes Jahr legte der Herausgeber ein ganz besonderes Projekt auf. In 50 nummerierten Exemplaren erschienen die „(N)acht Orte“ - Storys aus der Feder Uwe Voehls und Jörg Kleudgens.

Dass Beide ihr Handwerk beherrschen, haben sie wahrlich leidlich unter Beweis gestellt. Mit ihren Beiträgen tragen sie immer wieder zu dem großen Kanon der dunklen Phantastik im deutschen Sprachraum bei, daneben gibt Kleudgen für den Blitz Verlag "Lovecrafts Schriften des Grauens" heraus, und beide sorgen auch im Zaubermond Verlag für Nachschub in Sachen Grusel.

Entsprechend ging ich mit doch recht hohen Erwartungen an die Lektüre der Hefte.

Das Besondere an dem vorliegenden Projekt ist, dass jede der acht Geschichten sein eigenes illustriertes Heft bekam, eine bedruckte Banderole umschließt das Projekt.

Inhaltlich wartet ein buntes Potpourri auf den Interessierten. Es geht an unheimliche Orte, in andere Welten und Dimensionen, es geht um unerklärliche Vorkommnisse und merkwürdige Wesen. In etwa das, was ich erwartet hatte, nur, dass die Verfasser - sei es getrennt oder gemeinsam - mich immer von Neuem in ihren atmosphärisch dichten, unheimlichen Bann zogen.

Es geht oft darum, sich selbst zu erkennen, zu akzeptieren, um Leid und Verleugnung, um Verzweiflung aber auch um Hoffnung. Man kann die Geschichten als tolle phantastische Erzählungen lesen, sich in die jeweilige Handlung in alten Schlössern, Kirchen, Friedhöfen oder scheinbar verlassenen Ortschaften ziehen lassen und sich wohlig gruseln.

Man kann aber die Geschichten auch für sich selbst reflektieren, kann nach- und weiterdenken. Oftmals stieß ich dabei auf Gedanken, Gefühle und Situationen die ich selbst in ähnlicher Art und Weise erlebt habe, in denen ich mich wiederfand, deren Lösung dann aber von meiner eigenen abwich. Hier wurde ich, neben der Unterhaltung der Geschichten, zum Sinnieren angeregt, konnte mich gut einfühlen. Wahrlich nicht das Schlechteste, das man über einen - vorliegend acht - Text(e) sagen kann.