Torsten Weitze: Die Ewigkeit des Eises - Der 13. Paladin 12 (Buch)

Torsten Weitze
Die Ewigkeit des Eises
Der 13. Paladin 12
Titelbild: Petra Rudolf
bene Bücher, 2022, Paperback, 534 Seiten, 18,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Einst hatten die Götter zur Bekämpfung von IHM, DER ZWINGT menschliche Streiter geschaffen. Dreizehn dieser Kämpfer traten bereits einmal an, konnten den dunklen Gott zwar bannen, aber nicht endgültig besiegen. Nun, Jahrhunderte später, rührt sich ER, DER ZWINGT wieder. Seine widernatürlichen Kreaturen greifen die Menschen an, schüren Zwietracht, Neid und Hass.

Die unsterblichen Streiter der Götter hatten sich zurückgezogen. An dem neu bestellten dreizehnten Paladin ist es, die alten Recken wieder zusammenzuführen, die wenigen Nachfolger der Paladine einzugliedern und aus diesen und den Heeren der Menschen, Elben und Zwerge eine Streitmacht zu schaffen, die es mit den Unholden den dunklen Gottes aufnehmen kann.

Allerdings ist bereits die Aufgabe, die müden Krieger von einst wieder auf Linie zu bringen, wahrlich nicht einfach. Uralte Animositäten, der fehlende Lebenswille oder schlicht der Rückzug in ein selbstbestimmtes Leben, das diese sich aufgebaut haben, erschweren Ahrens Mission.

Inzwischen ist aus Ahren, dem jungen Lehrling der Paladine, ein charismatischer Anführer geworden der selbst einen jungen Paladin anlernen darf - und dabei graue Haare bekommt.

Nachdem sie in Gol-Konar einen der Ihren befreit haben, geht es weiter gen Norden. Hier, im ewigen Eis, könnte der letzte, fehlende Paladin zu finden sein. Zunächst aber gilt es in Kap Verstaat, der Heimat des Paladins Trimm, die monetäre wie logistische Unterstützung der Granden zu gewinnen.

Danach startet die Expedition ins ewige Eis - in eine Leere, die von einem Teil von ER, DER ZWINGT heimgesucht wird, ein Ort, an dem ein Paladin seit Jahrhunderten auf Jagd nach dem letzten Nord-Drachen ist.


Es geht dem Ende entgegen - und Torsten Weitze zieht das Tempo noch einmal mächtig an. Nun sollte man annehmen, dass das ewige Weiß als Handlungsort nicht wirklich interessant daherkommen würde. Zu eintönig, zu lebensfeindlich mutet die Umgebung an - doch der Verfasser hält ein wahrlich munteres Abenteuer für seine Streiter und Leser bereit.

Nachdem wir zunächst in der Stadt der gierigen Händler eine ganz andere Auseinandersetzung - Intrige statt scharfem Stahl - erlebt haben, geht es an Bord eines mit Magie erhitzten Eisbrechers und verfolgt von Rachsucht, Säbelrochen und Leviathanen gen Norden. Dass Rachsucht - der Name ist Programm - dabei Neid und Missgunst unter den Expeditionsteilnehmern schürt, trägt nicht eben zur Beruhigung der Lage bei.

Diese beiden so unterschiedlichen Handlungsabschnitte prägen und bestimmen die erste Hälfte des Buches. Dabei fehlen die martialischen Kämpfe nicht wirklich - die Vorgänge, Pläne und Umsetzungen in der Küstenstadt der Händler erweisen sich als faszinierend, die Bestien, die auf hoher Eissee auf unsere Expedition warten, als brandgefährlich.

Dabei passiert auch zwischenmenschlich Einiges. Misstrauen offenbart sich, Geheimnisse kommen ans Tageslicht, es geht um Vertrauen und Verlässlichkeit.

Und wir lernen wieder einmal neue Kulturen kennen: Die reichen, skrupellosen Händler entsprechen noch ziemlich dem Klischee, die Inuit aber werden ebenso interessant, wie anders beschrieben. Letztlich begegnen wir dem letzten, noch fehlenden Paladin, der ganz in seiner Auseinandersetzung mit dem Drachen aufgeht. Wird Ahren ihn zum Kampf gegen den dunklen Widersacher rekrutieren können?

Weitze macht in diesem Roman Vieles richtig. Er präsentiert uns eine neue, eiskalte Bühne, faszinierend andere, frische Figuren und neue Gefahren satt. Das hält das Tempo ebenso hoch, wie die Spannung - obwohl wir natürlich von Beginn an ahnen, wie der Plot letztlich enden wird. Dass wir dann hier doch überrascht werden, spricht für das erzählerische Geschick des Autors.

Es wird schwierig werden, im Abschlussband der Reihe noch einen drauf zu setzen. Ein Finale, das sicherlich jede Menge Dramatik aufweisen wird, ein Ende, das zwar absehbar aber definitiv verlustreich werden wird und auf das ich mich schon jetzt freue.