Ethan Price: Das verdorbene Luder (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 02. Juli 2022 11:32
Ethan Price
Das verdorbene Luder
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 174 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Auf einer Semesterfeier lernt Moritz die selbstbewusste und attraktive Lana kennen. Noch in derselben Nacht landen sie im Bett und verbringen auch den nächsten Tag miteinander. Der eher zurückhaltende Moritz ist beeindruckt, dass seine neue Bekanntschaft genau weiß, was sie will, während er zu vielen Dingen keine konkrete Meinung, nicht mal eine Vorstellung davon hat, was er eigentlich in seinem Leben erreichen will.
Schnell verliebt er sich in Lana, doch dann kommt recht bald die Ernüchterung. Nicht immer hat sie Zeit für ihn oder meldet sich regelmäßig, was ihm das Gefühl gibt, mit seinen Anrufen aufdringlich zu sein. Es kommt noch schlimmer, denn Lana bringt andere, überwiegend unsympathische Leute zu ihren Verabredungen mit. Dabei flirtet sie in seiner Anwesenheit ungeniert mit Männern und Frauen gleichermaßen und geht noch weiter, gibt sich umgekehrt jedoch gekränkt, als Moritz ihr beim flotten Dreier mit der zweiten Frau oder auf der Suche nach Trost mit einer früheren Freundin ‚untreu‘ wird.
Eine Entscheidung muss getroffen werden: Falls Moritz mit Lana zusammenbleiben möchte, solange sie sich für ihn interessiert, hat er ihre Spielregeln zu akzeptieren, was heißt, ihr alle Freiheiten zu gewähren. Lässt seine Eifersucht das nicht zu, ist Trennung die einzige Option.
„Das verdorbene Luder“ stammt von einem Autor, der unter dem Pseudonym Ethan Price bei Blue Panther Books bereits zwei weitere Titel veröffentlicht hat und, wie er von sich sagt, in seinen Büchern die Gratwanderung männlichen Begehrens thematisieren möchte, in dem es um „die Intensität, Rohheit und Zärtlichkeit von Sexualität in all ihrer Alltäglichkeit und all ihrer Besonderheit“ geht.
Er schildert die Geschehnisse aus Moritz‘ Sicht, der durchaus begreift, dass ihn in dieser für Lana offenen Beziehung Zuckerbrot und Peitsche erwarten. Als sie ihre Bedürfnisse ungehemmt auslebt und er sie wissen lässt, dass ihn das demütigt, dreht sie die Opfer- und Täterrollen um und stellt ihn als den Bösen hin, der sie besitzen und ihr die Freiheit nehmen will. In dieser Situation ist er nahe dran, sich von ihr zu trennen.
Ausgerechnet eine Ex rät ihm, das Ganze zu überdenken; ob ihre Affären nicht ein kleiner Preis dafür sind, mit der Frau zusammen sein zu dürfen, die ihm so viel bedeutet und der er offenbar auch wichtig ist, da sie ihn nicht teilen möchte.
Um das Zitat aufzugreifen: Die Intensität ihrer Beziehung bindet Moritz an Lana, die sowohl seine Rohheit als auch seine Zärtlichkeit beim Sex schätzt. Sie gibt ihm das Gefühl, dass das, was sie haben, etwas Besonderes ist, während all die anderen Frauen und Männer der Alltäglichkeit unterliegen.
Was in einem Buch funktionieren kann, klappt nicht zwangsläufig in der realen Welt, obschon es freilich Verbindungen ähnlicher Natur, wenn auch mit anderen Beweggründen, gibt. Ein männliches Publikum dürfte mit Moritz fühlen und seinem Kummer Verständnis entgegenbringen, ebenso viele Leserinnen. Gemein dürfte beiden Gruppen eine gewisse Irritation darüber sein, dass der Protagonist, trotzdem er das Spiel schnell durchschaut und die Kraft hat, die Beziehung zu beenden, so lange zaudert, bis er auch nur zu überlegen beginnt, ob er Lanas Egoismus ertragen kann und will.
In Moritz‘ Zweifel eingebettet sind viele Sex-Szenen, die detailliert, aber mit nicht zu deftigen Worten beschrieben werden. Stilistisch, vom Aufbau und der vermittelten Emotionalität her ist der Roman sehr gut gelungen.
Man sollte das Thema mögen, wenn man „Das verdorbene Luder“ als Lektüre wählen möchte.