Das Haus Zamis 65: Guardian, Logan Dee & Michael M. Thurner (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 25. Juni 2022 11:54
Das Haus Zamis 65
Guardian
Logan Dee & Michael M. Thurner
Titelbild: Mark Freier
Zaubermond, 2022, Taschenbuch, 204 Seiten, 14,95 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Die Zamis, sie sind nicht mehr. Jahrhunderte lang dominierte die altehrwürdige Familie Wien, ja fast ganz Europa. Beinnahe ein jeder in der Schwarzen Familie beugte ihr oder sein Haupt vor den Anführern aus Wien - nun sind die letzten des Wiener Geschlechts in ihrer eigenen Villa verbrannt. Und schuldig ist ihre Tochter Coco. Sie zündete das Anwesen an - auch wenn sie steif und fest behauptet, dabei unter der geistigen Beeinflussung von Monsignore Tatkammer gestanden zu haben.
Das Hohe Gremium hat ihr diverse Aufgaben gestellt, an denen sie bislang gescheitert ist - gescheitert, wie: am Ende war sie tot! Nun ist sie zurück auf den Dämonenfriedhof, auf dem beileibe nicht alle dort Gebetteten wirklich dauerhaft verblichen sind.
Währenddessen versuchen ihre beiden einzigen überlebenden Verwandten - ihr Bruder Georg und ihre Halbschwester Juna - in einer Hütte, die die Familie als Refugium angelegt hatte, zu überleben. Dämonen haben sich auf ihre Fersen gesetzt, riesige Wesen, gegen die Georgs Magie kaum etwas auszurichten vermag. Erst als sich ein Fremder einmischt, können sie entkommen und finden sich auf dem besagten Dämonenfriedhof wieder.
Im zweiten Teil erfahren wir mehr über den mysteriösen Guardian. Michael M. Thurner entführt uns ins England des 16. Jahrhunderts. Hier begegnen wir zwei geschichtlichen Gestalten, deren Mysterien bis heute Forscher beschäftigen. Die Rede ist von John Dee, Hofastronom der Königin, und Edward Kelley, die sich auf der Suche nach den Engeln befinden. Die Sprache der Engel haben sie sich mühsam erschlossen, es gilt Anael, einen der Schöpfungsengel - den der Liebe - zu kontaktieren... was bedauerlicherweise auch gelingt.
Zwei total gegensätzliche Romane erwarten den Fan unserer Lieblingsdämonin. Logan Dee setzt das Fundament für die weitere Handlungsfortsetzung. Das wirkt auf den ersten Blick ein wenig unbedeutend, ja handlungsarm, ist dann aber für die weitere Fortführung der Reihe unabdingbar. Spät, als der Fokus sich auf Georg richtet, inkludiert der Verfasser dann noch einige markante Grusel-Szenen.
Demgegenüber präsentiert uns der gegenwärtig mit seinem Motorrad auf einer halben Weltreise unterwegs befindliche Thurner eine Geschichte, die ganz losgelöst vom Serien-Kosmos auch gut als Einzelveröffentlichung funktioniert hätte. Es geht um nichts Geringeres als die Geschichte eines Engels, der auf Erden wandeln will. Geschickt baut Thurner diesen Plot in ein geschichtsträchtiges Umfeld, stellt uns seine historisch verbürgten Figuren vor und reichert sie durch weitere markante Figuren an.
Das liest sich unheimlich spannend, auch wenn nicht wirklich viel passiert. Geheimnisse werden angedeutet, Bezug auf Ereignisse in der Vergangenheit genommen. Vor den Augen des Lesers entsteht so das Bild eines übernatürlichen Wesens, dessen Wertevorstellungen von denen der Menschen differieren, der neugierig unsere Welt und seine Bewohner mustert und diese erkundet. Hier hätte ich sehr gerne noch weit mehr von diesem Kennenlern-Prozess gelesen, wäre über weitere entsprechende Szenen begeistert gewesen. Aufgrund des vorgegebenen Umfangs war dies leider nicht zu realisieren.
Dennoch, dieser Teil des Buchs liest sich klasse, flüssig und spannend, geht bewusst ein wenig vom Serien-Kosmos weg und unterhält bestens.