Eve McDonnell: Die Brücke nach Morgen (Buch)

Eve McDonnell
Die Brücke nach Morgen
(Elsetime, 202)
Übersetzung: Birgit Salzmann
Edel, 2022, Hardcover, 352 Seiten, 14,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Eve McDonnell wuchs zwar in Dublin auf, zog aber später mit ihrer Familie nach Wexford. Ursprünglich war sie Künstlerin und Grafikdesignerin im Marketing, entdeckte dann aber auch ihre Liebe zum Schreiben. „Die Brücke nach Morgen“ ist eines ihrer aktuellen Kinderbücher.


Damit ihre Schwester und sie die Wohnung nicht verlieren, arbeitet die zwölfjährige Glory bereits in der Goldschmiedewerkstatt von „Flitterschick und Glimmerglück“. Sie muss sich von ihrer Lehrherrin Einiges gefallen lassen, nimmt es aber hin. Da begegnet sie dem gleichaltrigen Needle, einem schmutzigen Streuner, der sich nicht nur komisch verhält, sondern auch seltsame Dinge erzählt. Aber schon bald ist Glory mehr als bereit ihm zu glauben, dass in nur wenigen Tagen, am 6. Januar 1928, eine Katastrophe ihre Heimat Indington einholen wird und versucht mit ihm zu verhindern, dass Leute den Tod finden.

 

Eve McDonnell entfesselt eine märchenhaft-phantastische Geschichte, in die sie aber auch sehr viel Zeitkolorit einarbeitet. Needle etwa stammt aus dem Jahr 1864 und kommt mit seiner Mutter mehr schlecht als Recht über die Runden, nachdem der Vater verschwand. Er erhält durch seine Funde im Schlamm, die er teilweise zur Geld macht, um ihr Auskommen zu gewährleisten, interessante Nachrichten, da ihn seine Krähe „Elster“ immer wieder zu seltsamen Dingen führt, die eine unheimliche Wirkung auf ihn haben. Er besitzt auch noch weitere besondere Gaben, kann Töne als Farben sehen, was ihm auch im Umgang mit anderen Menschen hilft. Liebevoll beschreibt die Autorin sein Erstaunen und Erschrecken als er in die Zukunft gerät, in der alles so anders ist. Aber in Glory findet er jemanden, der bereit ist, auf ihn einzugehen, denn auch das Mädchen ist eine Außenseiterin: ihr fehlt zwar eine Hand, aber das macht sie mit Kreativität, guten Augenmaß und viel Geschick wett.

Neben eher alltäglichen Schilderungen kommt auch recht schnell Spannung auf, denn es gilt eine Katastrophe zu verhindern. Und auch dabei gibt es noch so manche Überraschung, die selbst erfahrene Leser nicht unbedingt vorher sehen können. Verbindendes Element der Zeitreisegeschichte ist ein außergewöhnlicher Vogel, der heimliche Star der Geschichte.

Warmherzig und einfühlsam, aber auch spannend und dramatisch entwickelt sich die Geschichte zügig und ohne Längen. Die Figuren mögen nur auf den ersten Blick klischeehaft wirken, entwickeln aber schnell ein Eigenleben.

Auch die Atmosphäre stimmt, denn die Autorin fängt die Stimmung der jeweiligen Zeit gelungen ein; schon das Cover bewirkt viel durch die Jugendstil-Gestaltung.

„Die Brücke nach Morgen“ ist eine runde und in sich geschlossene Erzählung, in der die Autorin alles richtig macht, erschafft sie doch interessante Figuren, die immer wieder für eine Überraschung gut sind und führt durch eine rasante Handlung ohne Längen und mit viel Stimmung.