Death Parade Vol. 2 (DVD)

Death Parade Vol. 2
J 2015

Rezension von Elmar Huber

Scheiden zwei Menschen zur selben Zeit aus dem Leben, werden ihnen die Erinnerungen genommen, und sie gelangen gemeinsam in ein Zwischenreich, wo über ihr weiteres Schicksal entschieden wird. Einige landen in Decims Bar, dem Quindecim. Dort müssen sie in einem Spiel um ihr Leben gegeneinander antreten. Eine der Personen wird wieder geboren, die andere landet in der Hölle. Decim beobachtet das Geschehen und fungiert als Schiedsrichter während dieser Extremsituation, die nicht selten das wahre Wesen der Spieler offenbart.

„Death March“:
Ein Junge und ein erwachsener Mann verlassen den Aufzug zum Quindecim. Doch etwas ist anders bei diesen Neuankömmlingen, denn es handelt sich um einen Test für Decim. Von seinem Kollegen Gimti wird Decim außerdem gedrängt, endlich ein Urteil über das Mädchen Chiyuki zu fällen, die eine Sonderstellung einnimmt. Als sie einst im Quindecim ankam, war ihr bereits bewusst, dass sie tot ist.

„Cross Heart Attack“:
Das Mädchen Mayu und der Popstar Harada landen nach ihrem Tod in Gimtis Bar (das Pendant zu Decims Quindecim). Da Mayu ein riesiger Fan von Harada und seiner Band Cross Heart Attack ist, erfüllt sich für sie mit diesem Treffen ein Traum. Dass es hier um ihr Leben geht, ist für Mayu zweitrangig. Da beide im Twister gegeneinander antreten müssen, bieten sich auch genügend Gelegenheiten zum Körperkontakt, zu artistischen Einlagen und reizvollen Einblicken.

„Alcohol Poison“:
Decim löst seine Vorgängerin Quin als Schiedsrichterin im Quindecim ab. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die ihm deswegen mit Unverständnis und Ablehnung begegnen, versucht er, die Denkweise der Menschen zu verstehen und hat Respekt vor ihnen. Chefin Noona hält trotz seiner unorthodoxen Art große Stücke auf Decim.

„Death Rally“:
Im Quindecim werden zwei neue Gäste angekündigt, die jemanden ermordet haben sollen. Der Kriminalbeamte Katsumi und der 22jährige Shinada kommen in der Bar an. Während Shinada verunsichert und ängstlich auf die Situation reagiert, besonders nachdem er ein blutbeflecktes Messer in seiner Sporttasche gefunden hat, versucht der rationale Katsumi, die Situation logisch und aufgrund seiner Erfahrung zu analysieren. Beide müssen gegeneinander Air-Hockey spielen, wobei die Pucks dabei menschliche Organe symbolisieren. Und während des Spiels beginnen sich beide, an ihre dunkelsten Stunden zu erinnern.


In den vier Folgen von Vol. 2 von „Death Parade“ wird die Charakterisierung der Hauptfiguren deutlich vorangetrieben. So darf man in „Alcohol Poison“ Zeuge werden von Decims erstem Arbeitstag im Quindecim. Auch das Umfeld ‚wächst‘ nach und nach. Es wird klar, dass es eine ganze Reihe von Orten wie das Quindecim gibt, an denen über Menschen gerichtet wird, die gleichzeitig gestorben sind.

Man lernt den offenbar dauer-miesgelaunten Barkeeper Gimti kennen, der vor allem durch totale Interesselosigkeit am Schicksal seiner ‚Schäfchen‘ glänzt; die Episode „Cross Heart Attack“ spielt komplett in Gimtis Bar. Gleichzeitig ist dies aber auch eine superwitzige Episode, da das Fangirl Mayu dort auf ihren Schwarm Harada trifft und zwischen Euphorie, Peinlichkeit und Todesangst hin und her gerissen ist. Das ist nicht nur zeichnerisch - durch diverse Übertreibungen - genial umgesetzt, spart aber auch den tragischen Aspekt der Situation nicht aus, denn es ist nicht alles Gold, was hinter dem Popstar-Image glänzt.

Decim dagegen, zeigt ein starkes Interesse an den Menschen und dem, was sie umtreibt. Nicht umsonst hat sich zwischen ihm und Chiyuki eine Art respektvolle Freund- und Partnerschaft entwickelt, obwohl er über sie längst ein Urteil hätte fällen müssen.

Ferner wird deutlich, dass das Qindecim und die vergleichbaren Bars Teile einer regelrechten Behörde sind, die nichts anderes tun, als über Menschen zu richten, die gleichzeitig gestorben sind.

Vage wird noch der Hintergrund weiterer Figuren, wie zum Beispiel Chefin Nona, angerissen, was sicherlich noch weiter vertieft wird.

Insgesamt ist die vorliegende Scheibe sicher nicht schlechter als Vol. 1, was vor allem den beiden brillanten Episoden „Cross Heart Attack“ und „Death Rally“ zu verdanken ist, die gleichzeitig exemplarisch zeigen, was hier alles drin ist und wie sich auch die technische Erzählart einzelner Episoden unterscheidet. Denn während in ersterem die Komödien-Elemente überwiegen, inklusive Slapstick-Einlagen und übertriebener Gefühlsausbrüche, ist „Death Rally“ ein regelrechter Noir-Thriller, bedachtsam und kühl erzählt und mit psychologischer Tiefe, der mit einem fiesen Cliffhanger endet.

Auch Vol. 2 der außergewöhnlichen Serie „Death Parade“ überzeugt auf ganzer Linie. Innerhalb des Mystery-Rahmens wird ein gelungener Genre-Mix serviert, die Hauptfiguren erhalten mehr Profil.