Horrorschocker 45 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 06. Juni 2022 18:57

Horrorschocker 45
Text: Levin Kurio, The Lep
Titelbild: Klaus Scherwinski
Zeichnungen: Klaus Scherwinski, The Lep, Levin Kurio
Weissblech, 2016, Heft, 36 Seiten, 3,90 EUR
Rezension von Elmar Huber
Auch die Geister toter Meereslebewesen gelangen in den Styx und bringen den Fluss des Todes sogar zum Leuchten. Doch was sie umtreibt, bleibt im Verborgenen, kann man doch noch nicht einmal in die Seelen der Menschen sehen, die am Flussufer landen.
„Gerettet von LZ-90“:
Kurz bevor sein kleines Ruderboot in dem starken Unwetter und viel zu weit vom Festland entfernt zu sinken droht, wird der Amerikaner in letzter Sekunde von einem Zeppelin gerettet, der sich unnatürlich gleichmäßig durch den Sturm bewegt. Die erste Erleichterung weicht nacktem Grauen, als er sieht, wer ihn da gerettet hat.
„Familienbande“:
Dr. Friedrich van Fonz steht kurz vor einer bahnbrechenden Marktreife seiner Nano-Roboter, die Lebewesen von innen heraus förmlich ‚reparieren‘ können. Damit würden Krankheiten der Vergangenheit angehören. Seinem schwerkranken Bruder gelingt es, eine Probe der experimentellen Roboter zu stehlen, doch ein Unfall sorgt dafür, dass die Nanoroboter vorzeitig freigesetzt werden und nun ans Werk gehen.
„Jessica“:
Unversehens stehen zwei Regierungsangestellt vor Rolf Macks Haustür, die seine Frau Jessica sprechen wollen. Und während alle zusammen auf ihre Rückkehr warten, erzählt Rolf seinen Besuchern die seltsame Geschichte, wie er Jessica kennengelernt hat.
Alle drei Geschichten vom „Horrorschocker“ 45 sind Variationen mehr oder weniger klassischer Themen und könnten aus der „Twilight Zone“ oder den „Outer Limits“ stammen.
Eine unfreiwillige Reise mit einer verfluchten ‚Schiffsbesatzung‘, ein außer Kontrolle geratenes wissenschaftliches Experiment und Außerirdische, die unerkannt unter den Menschen leben. Überzeugend werden die Storys durch die Art und Weise, wie sie hier erzählt werden. Der Einsatz von Rückblenden macht „Zeppelin des Grauens“ und „Jessica“ größer, als es auf den wenigen Seiten eigentlich möglich ist. „Familienbande“ punktet mit einem vorgezogenen Ende und lebt vor allem von den in aller Kürze doch sehr gelungenen Charakterisierungen, den familiären Verknüpfungen und dem moralischen Dilemma, das sich daraus für die Personen ergibt. Zusätzlich wird der Titel am Ende sehr schön doppeldeutig.
Insgesamt wird wieder überdeutlich, dass die Weissblech-Autoren Meister darin sind, selbst auf überschaubarem Raum gut funktionierende Geschichten zu erzählen.
Mit einem erneuten Gastspiel des international tätigen Künstlers Klaus Scherwinski, der das Covermotiv und die Titelgeschichte gestaltet hat, ist auch optisch angenehme Abwechslung geboten. Eine schöne Ergänzung zum künstlerischen Kernteam The Lep („Familienbande“), der wieder mit einigen psychedelischen Einlagen arbeitet, und Levin Kurio („Jessica“).
„Horrorschocker“ 45 kann man getrost wieder als Highlight der Serie bezeichnen. Drei starke Geschichten, thematisch und optisch sehr schön abwechslungsreich.