K. J. Parker: Wie man ein Imperium regiert und damit durchkommt (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 02. Juni 2022 17:13

K. J. Parker
Wie man ein Imperium regiert und damit durchkommt
(How to Rule an Empire and get Away with it, 2020)
Übersetzung: Peter Bondy
Panini, 2022, Paperback, 398 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Meine Bühne waren die Bretter, die gemeinhin die Welt bedeuten. Im Theater verdiente ich mir meinen Lebensunterhalt, ich schrieb Stücke für dasselbige, sorgte für Dramatik, Gefühle und eine manches Mal gefüllte Kasse. Dass mein Vater, ein Mann fürs Grobe einer der beiden Bruderschaften, mich eigentlich anlernen wollte, dass ich Schutzgelder und Beiträge eintreiben sollte, diesem Schicksal bin ich entkommen.
Dass ich das Talent hatte und habe Lysimachus, einst gefeierter Held der Arena, nun Anführer unserer belagerten Stadt nachzumachen, erwies sich als wenig geschickt.
Als der Mann, dem alleine die Massen der Stadt vertrauten, von einem vom Himmel fallenden Gesteinsbrocken erschlagen wird - so wie in Katapult und ab -, meinen einige der Anführer, mich rekrutieren zu müssen. Ich soll in die Rolle des großen Helden der Stadt schlüpfen - eine wirkliche Wahl habe ich bei dem Angebot - ohne Gage, versteht sich - nicht.
Später wird man mich dann verehelichen und zum Kaiser krönen; lange Geschichte - wenn ich könnte wie ich wollte, ich würde die Beine in die Hand nehmen und Rennen, was das Zeug hält. Nur gilt es vorher noch meine Heimatstadt zu retten.
K. J. Parker alias Tom Holt bleibt sich im zweiten von drei Romanen treu. Sprich, die Bühne der belagerten Stadt bleibt gleich und auch der Erzähler entspringt wiederum einer für Helden eher ungewöhnlicher Herkunft.
War es im ersten Teil ein Ingenieur des Heeres, der in die Rolle des findigen, fast bin ich versucht zu sagen gewieften ja schlitzohrigen Anführers schlüpfte, so nimmt Parker dieses Mal einen Mimen. Der Schauspieler ist natürlich - erneut - kein wirklich typisches Heldenfutter. Allerdings erweist sich unser Protagonist als nicht ganz so einfallsreich und faszinierend wie sein Vorgänger.
Zwar erhalten wir durch seine dosierten Rückblicke auf die Kindheit und Jugend als Sohn eines Geldeintreibers der Bruderschaft einen interessanten Einblick in die Welt der Bruderschaften, die praktische Gewaltenteilung innerhalb der Stadt und die Welt des Theaters. Aber Notker ist weit davon entfernt, dermaßen bauernschlau und einfallsreich zu sein, wie sein Vorgänger im ersten Teil.
Das soll jetzt ausdrücklich nicht heißen, dass der Plot nicht das Potential hätte, zu faszinieren. Die Handlung bietet sich sehr abwechslungsreich an, immer wieder gibt es Situationen, die unerwartet gelöst werden, die eine innewohnende Komik aufweisen und unseren Protagonisten - neben unserem späteren Kaiser nehmen seine Gemahlin (natürlich auch eine Diva aus der Branche) sowie Beamte und Leibwächter eine bedeutende Rolle im Plot ein - vor große, schier unüberwindliche Probleme stellt.
Parker versucht auch Notker eine eigene Stimme zu verleihen, ihn mit einer prägenden Jugend zu hinterfüttern und uns ans Herz zu legen. Irgendwie aber hatte ich den Eindruck, dass sein Vorgänger ein klein wenig spritziger agierte, sich noch ungewöhnlichere Lösungen einfallen ließ.
Dennoch: Der Roman bietet eine willkommene Abwechslung zum uniformen Fantasy-Brei, den uns viele Verfasser vorsetzen. Intelligent und augenzwinkernd konzentriert sich der Autor auf seine schillernden Figuren, auf ungewöhnliche Lösungswege für die auftauchenden Bedrohungen und streift dabei auch Rassismus und Diversität.